Motorboot und Naturschutz

Auf Werbeplakaten für Limonade  kann man gerade  lesen: „Sollen wir wirklich zurück zur Natur oder sie lieber allein lassen?“ Das ist eine gute Frage. Denn wenn man die Natur schützen will, hält man sich am Besten von ihr fern. Also lassen wir Wald, Wiese und Wasser in Ruhe und gehen ins Kino.

Aber es ist schön, in der Natur zu sein. Wir brauchen die Natur, um uns zu erholen. Und wenn wir nicht ab und zu ein bisschen Natur erleben, vergessen wir, warum wir sie überhaupt schützen sollten.

Was ist also richtig? Richtig: ein Kompromiss. (Kurzer thematischer Ausflug über den Kompromiss als einer der Meilensteine der Zivilisation? Nein? Na gut.) Ein Kompromiss also zwischen Naturschutz und Naturnutzung. Das ist in Deutschland im großen ganzen gar nicht so schlecht geregelt. (Über Regeln und Gesetze als Meilensteine der Zivilisation könnte man auch … schon gut.)

Für Boote gibt es Geschwindigkeitsbegrenzungen, es gibt Seen, die für alle oder nur für Motorboote gesperrt sind, Röhricht ist tabu usw. Das ist gut so, und wer seinen Verstand halbwegs beisammen hat, hält sich daran.

Hey, wenn ihr so für Naturschutz seid, wie könnt ihr dann Motorboot fahren? Oder sogar Boote vermieten und verkaufen? Ja, wie können wir? Schauen wir mal hin: Die große Motoryacht blubbert mitten im Fahrwasser die Havel entlang – am Rand wäre es ja auch zu flach. Am Abend wird mitten auf dem See geankert oder in den Hafen gefahren. Die brütenden Blesshühner stört das nicht. Die werden eher von Kanuten aufgescheucht, die dicht am Schilfrand entlang paddeln oder ihre Boote irgendwo an Land ziehen um zu biwakieren.

Sollen jetzt  Kanuten die wahren Umweltfrevler sein? Unsinn!  Aber es bleibt der Konflikt: Je näher wir rankommen an die Natur, desto mehr gefährden wir sie . Und in dieser Hinsicht, sind die Motorboote sicher nicht die Schlimmeren.

Aber der Motor!  Macht Krach, ölt und stinkt.  Schon mal eine große Verdrängeryacht mit Dieselmotor in 50 m Entfernung vorbeifahren gehört? Nicht? Eben. Kraftstoff oder Öl im Wasser lässt sich bei gut gewarteten Booten  vollständig vermeiden (s. oben, Regeln). Bleibt das Abgas. Das kann man nicht wegdiskutieren. Aber wer bläst mehr Kohlendioxid in die Luft: Der Yachtie mit seinem Bootsdiesel, der 3 l pro Stunde verbraucht, oder der Mountainbiker, der mit seinem Fahrrad auf dem Pkw-Dach 100 km weit fährt, um dann durch den Wald zu radeln? Es ist halt alles – ein Kompromiss.

Hansjörg

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