ePropulsion und Torqeedo

Mai 4th, 2022

Ein subjektiver Erfahrungsbericht

Ca. 2008 muss es gewesen sein, als ich das Rudern leid war und für unsere Anka einen Elektromotor anschaffte. Ich hatte keine Lust, eine Bleibatterie herumzuschleppen; deshalb fiel meine Wahl auf den damals wohl fortschrittlichsten E-Außenborder, den Torqeedo Travel 801. Mit dem war ich sehr zufrieden. Nicht darüber soll aber hier berichtet werden.

Als nämlich der 801 nach 7 Jahren hartem Einsatz den Geist aufgab, erstanden wir das Nachfolgemodell, den etwas stärkeren Torqeedo Travel 1003 S. An diesem machte sich eines sofort unangenehm bemerkbar: Er ist viel schwerer zu handhaben als das Vorgänger-Modell; jedenfalls wenn man – wie wir – häufig Motor und  Batterie vom Boot abnehmen und wieder montieren muss. Beim 801 ging das so: Motor am Spiegel anschrauben, Batterie einsetzen, fertig. Beim 1003 hingegen müssen nach Einsetzen der Batterie zwei (!) Kabel mit Kunststoff(!)- Überwurfmuttern befestigt werden. Eine ausgesprochen fummelige Angelegenheit, vor allem im Herbst oder Winter mit kalten Fingern. Die Kunststoffgewinde verkanten leicht, vor allem das große vom Motorkabel ist geradezu störrisch. Wie oft habe ich mir da fluchend den alten Motor zurückgewünscht! Zum Fahren ist der Motor gut, mit reichlich Schub, wie man es von einem 1-kW-Elektromotor erwartet – allerdings für einen Elektromotor erstaunlich laut. Gewöhnungsbedürftig waren auch die Denkpausen, die der Motor jedes Mal macht, bevor er auf die Betätigung des Drehgriffs anspricht. Beim Umschalten von Vorwärts auf Rückwärts vergehen schon mal ein paar Sekunden, bis der Motor reagiert.

Nach weiteren 7 Jahren kam dann auch der zweite Torqueedo in die Jahre. Er läuft zwar noch, aber die Kippmechanik funktioniert nicht mehr richtig und aus der Akku-Halterung ist ein Stück herausgebrochen (weil er mir heruntergefallen ist – das kann man nicht dem Hersteller anlasten). Jedenfalls haben wir den Torqeedo als Ersatzmotor beiseite gelegt und einen neuen erstanden.

Inzwischen hatte die chinesische Konkurrenz eine neue Generation ihres ePropulsion auf den Markt gebracht, den ePropulsion Spirit 1.0 plus. Die Berichte darüber klangen vielversprechend, also besorgten wir das gute (und teure) Stück. Und tatsächlich: Hier muss man nur noch ein Kabel verbinden, das Gewinde ist aus Metall: Eine halbe Umdrehung, und es sitzt. Was für eine Wohltat! Auch ein zusätzlicher Sicherungsstift ist nicht mehr nötig, die Batterie verriegelt sich beim Einsetzen selbst und zum Entriegeln muss man nur einen Hebel ziehen. Die Fahrleistungen sind (gefühlt) identisch mit denen des Torqueedo, der ePropulsion ist dabei jedoch flüsterleise – wie es  bei einem E-Motor ja auch sein soll. Und er reagiert recht spontan. Der chinesische Motor und auch die Batterie sind beide etwas schwerer als bei Torqueedo, aber sie sind immer noch leicht zu tragen. Die Anmutung ist sehr solide.

Verzichten muss man allerdings auf eine Geschwindigkeitsanzeige, beim ePropulsion ist kein GPS-Modul verbaut. Das kann ich allerdings verschmerzen; schließlich erlaubt jedes Smartphone eine GPS-basierte Geschwindigkeitsmessung.

Kurzum: nach meiner Einschätzung ist der ePropulsion eindeutig das bessere Produkt. Man wird sehen, ob Torqueedo mit seiner nächsten Generation nachziehen wird.

Die Anna-Blume-Story

Mai 16th, 2021

Alles fängt damit an, dass wir uns Anfang der Nullerjahre (wir sind damals Mitte 40) eine Auszeit gönnen wollen. Schnell ist klar „wir fahren mit dem Boot durch Europa!“ und ebenso schnell, dass es ein eigenes Boot nach unserem Geschmack sein muss. Und bald steht auch der Beschluss, dass wir das Boot nach der Reise nicht wieder verkaufen sondern behalten und verchartern wollen.

Es beginnt eine Odyssee durch Bootsaustellungen und niederländische Werften bis uns der Kopf schwirrt und wir gar nicht mehr wissen, was wir eigentlich wollen. Dann aber, im friesischen Woudsend, entern wir eine ausgestellte Kent 28 und es trifft uns wie ein Blitz: Die ist es! Die knuffige solide Form, die optimale Aufteilung, der hochwertige Ausbau und für die Bootsgröße unendlich viel Platz und Stauraum. Und dann noch die Seetüchtigkeit, CE-Kategorie B, also hochseetauglich. Wir planen keine Hochseetrips, aber ein gutes Gefühl ist das doch.

Anna Blume in Makkum (NL)

Im April 2002 ist es dann so weit. Unsere Kent 28 „Anna Blume“, genannt nach dem Gedicht von Kurt Schwitters, ist fristgerecht fertig gestellt. Ein paar Tage Testfahrt durch friesische Kanäle, und dann geht es auch schon los Kurs Süd! Über Ijssel und Maas erreichen wir Frankreich, durchqueren die Champagne und laufen schließlich in Paris ein. Von dort über die Seine, Yonne und den Canal du Nivernais durch Burgund, dann ostwärts über den Doubs bis zum Rhein. Über Duisburg geht es zum Mittellandkanal, von dort elbabwärts treffen wir Anfang August in Dömitz ein. Eine herrliche Reise, von der wir heute noch zehren!

Anna Blume in der Champagne

Und damit beginnt ein neues Kapitel. Zunächst lassen wir die Anna Blume von einem Dienstleister an der Müritz verchartern. Mit dem Service sind wir aber bald unzufrieden, und ab 2004 nimmt Annette die Sache selbst in die Hand. Wir ziehen um nach Zehdenick. Anna Blume ist ausgebucht und wir vergrößern nach und nach die Flotte. 2009 fahren schon 7 stilvolle Boote unter der Flagge von „Anna Blume Bootcharter“. Der heimliche Star bleibt aber immer die gute alte Anna Blume, die mit ihrer markanten Silhouette im Revier bald bekannt ist wie ein bunter Hund. Wir haben viele schöne Erlebnisse mit unseren Chartergästen und einige Freundschaften erwachsen daraus. Jährlich erstellen wir einen Kalender mit Fotos vom Bootfahren und mit Zitaten aus den Logbüchern. Viele unsere Gäste tragen mit Fotos und Beschreibungen dazu bei. Die erste Auflage des Kalenders erscheint mit 25 Exemplaren; am Ende sind es schon mehr als 500, die wir kurz vor Weihnachten an alle Chartergäste verschicken.

Anna Blume in Neuruppin

2014 erreicht Günter, unser allseits beliebter Mitarbeiter in Zehdenick, das Rentenalter und hört auf. Die Flotte zieht um nach Niederlehme, einem Ortsteil von Königs Wusterhausen, bei Berlin. Der Umzug erweist sich als Vorteil, weil das Revier zwischen Zehdenick und Müritz zwar wunderschön, im Sommer aber mehr und mehr überlaufen ist. Mehrstündige Wartezeiten an den Schleusen sind dort keine Seltenheit mehr. Im Süden, auf Dahme, Spree und Unterhavel ist es nicht weniger schön, aber vergleichsweise ruhig.

So langsam spüren wir, dass die Jahre nicht spurlos an uns vorübergehen und wir beginnen, das Bootcharter-Geschäft etwas zu reduzieren. Zuerst wird der Cruiser „Edmond Dantès“ verkauft, dann die schnelle Tendersloep „Diva“. Der Eigner der „Piet Hein“ wird gebeten, sich einen neuen Vercharterer zu suchen. Anfang 2020 verkaufen wir auch das Flaggschiff, die 12-m-Luxusyacht „Anna Karenina“. Und als dann die Corona-Krise zuschlägt, beschließen wir: wir machen den Laden dicht. Die verbliebenen 3 Boote werden in den Privatbesitz überführt, das Kapitel Bootcharter ist zuende. Schade, aber alles hat seine Zeit.

Nach einem Jahr Bedenkzeit steht es jetzt fest: Wir behalten nur das kleinste der drei verbliebenen Boote, die offene Sloep „Lucia“. Die schicke „Don Giovanni“ wird noch überholt und etwa ab Jahresmitte zum Verkauf ausgeschrieben. Anna Blume steht ab sofort zum Verkauf. Die Trennung fällt uns nicht leicht, aber wir werden wohl keine längeren Bootstouren mehr unternehmen. Und ein Boot, das dauernd im Hafen liegt, wird davon nicht besser. Wir hoffen, dass unsere treue und zuverlässige Anna Blume in gute Hände kommt. Eins ist sicher: die neuen Eigner werden noch viele Jahre Freude mit ihr haben.

Mehr zum Boot findet man unter kent28.de und in der Annonce bei boot24.de.

Sich hineinversetzen in andere

August 23rd, 2020

Neulich bin ich mal wieder mit meinem Segelboot auf dem See unterwegs. Es bläst recht kräftig, wenn auch etwas böig, aber insgesamt ist es eine Freude – und der See ist obendrein ziemlich leer. Nur eine Motoryacht ist in einiger Entfernung zu sehen. Sie kommt näher … hm, das ist Kollisionskurs. Jetzt kann ich erkennen, dass eine Männercrew auf dem Oberdeck sitzt. Solchen Booten weiche ich trotz Wegerecht in der Regel weiträumig aus, denn man weiß nie, ob nicht Alkohol im Spiel  ist. Ich segle aber vor dem Wind und Ausweichen würde entweder bedeuten in die gerade einfallende Böe hinein zu halsen, oder anzuluven und in die Abdeckung einer Insel zu segeln. Also denke ich was soll’s, ich bin ja unübersehbar, Platz ist auch, er wird schon ausweichen …

Aber nein, statt die Fahrt zu verlangsamen und/oder seinen Kurs um ein paar Grad zu ändern und hinter meinem Heck vorbeizufahren, setzt der Skipper seinen Kurs unbeirrt fort, möglicherweise beschleunigt er sogar. Uhh, das wird knapp … also das berühmte Manöver des letzten Augenblicks: hart anluven, Aufschießer. Puh, nochmal gut gegangen.

Ich gebe zu, ich habe eine Kanonade ziemlich unfeiner Schimpfwörter losgelassen, die ich hier nicht wiederholen werde.

Jetzt, wo der Puls wieder runter und das Adrenalin abgebaut ist, denke ich drüber nach: Was ist da passiert? Dass es Absicht war – also Mordversuch – kann man wohl ausschließen. Dass der Skipper nicht weiß, dass er Seglern ausweichen muss? Unwahrscheinlich. Er hat mich nicht gesehen? Hm, ein weißes Segelboot mit 8 m Mast und 12 m² Segelfläche? Eher nicht. Alkohol? Möglich, aber nicht sicher.

Am wahrscheinlichsten ist Folgendes: Er hat meine Geschwindigkeit unterschätzt. Im Kopf ist irgendwo abgespeichert „Segelboote sind langsam“ und damit, dass eine einfallende Böe einen Segler unvermittelt beschleunigen kann, rechnet er nicht. Ich beobachte das immer wieder: Fast alle Motorbootfahrer scheinen es unter ihrer Würde zu finden, den Hebel etwas zurückzuziehen und sicher hinter dem Heck eines gemächlich vorbeigleitenden Segelboots weiterzufahren. Fast alle geben Gas und versuchen, noch vor dem Bug vorbeizukommen. In der Regel klappt das, aber manchmal – siehe oben – auch nicht.

Wer sich auf dem Wasser bewegt, sollte eine ungefähre Vorstellung haben, wie andere sich dort bewegen (können). Auch wenn ich hart am Wind dem Leeufer immer näher kommend eine Wende mache und der neue Kurs den eines Motorboots kreuzt, dann mache ich das nicht aus Daffke. Wer nur eine ungefähre Ahnung hat, wie Segeln funktioniert, kann eine solche Situation voraussehen und völlig ohne Stress vorausschauend reagieren. Es geht auch nicht darum, unbedingt auf dem Vorfahrtsrecht zu beharren. Natürlich weiche ich einem Motorboot aus, dessen Skipperin offensichtlich gerade einen Steg ansteuert um anzulegen. Oder einem unsicheren Surfer, der Mühe hat, das Gleichgewicht zu halten –  obwohl hier natürlich streng genommen die gleichen Regeln gelten wie unter Segelbooten.

Einfach ein bisschen mitdenken … das würde in der Regel schon helfen. Dazu muss man nur eine ungefähre Ahnung davon haben, welche Bewegungsmöglichkeiten der andere hat und wie sich die Situation aus seinem Blickwinkel darstellt. Dann kann man vorausschauend und rücksichtsvoll fahren und alles bleibt entspannt. Das sollte eigentlich nicht nur auf dem Wasser gelten.

 

Wir hören auf

April 5th, 2020

Eigentlich wollten wir noch ein bisschen weitermachen. Wir haben ja schon in den letzten Jahren aus gesundheitlichen Gründen das Geschäft allmählich  zurückgefahren und die Flotte reduziert. Aber die gute alte Anna Blume wollten wir eigentlich noch ein paar Jahre im Charter anbieten. Doch dann kam Covid-19.

Es folgten unvermeidliche Absagen, Schleusenschließungen und letztlich ein Verbot gewerblicher Vermietungen. Und keiner weiß so recht, wann wieder Normalität einkehrt. Da haben wir die Reißleine gezogen. Lieber ein sauberer Schnitt als eine Hängepartie. Bei allen Gästen, denen wir absagen mussten, möchten wir uns entschuldigen. Natürlich bekommen alle – auch die, die zuerst bei uns absagten – ihre Anzahlungen in vollem Umfang zurück.

Dieses Blog bleibt fürs Erste bestehen. Wahrscheinlich werde ich hier künftig in loser Folge Beiträge rund um den Wassersport posten. Die restliche Online-Präsenz wird abgeschaltet.

Es war eine schöne Zeit mit vielen interessanten und erfreulichen Begegnungen, aus der auch einige Freundschaften entstanden sind. Wir bedanken uns bei allen unseren Chartergästen, vor allem den vielen Stammgästen, die uns die Treue gehalten haben, und die mit Fotos, Videos und Geschichten zu unserem Internet-Auftritt, unseren Broschüren und unserem jährlichen Bildkalender beigetragen haben!

Hansjörg Leser

Kalenderblatt Mai 2019

Mai 27th, 2019

Die gute alte Anna Blume … noch immer schmuck und jugendfrisch. In dieser Saison hat sie u.a. einen neuen Kühlschrank bekommen und schmucke neue Vorhänge (von der Chefin mit Liebe selbst genäht!)

Neue Vorhänge und neuer Kühlschrank.

Kalenderblatt April 2019

April 24th, 2019

Mal eine ungewohnte Perspektive: Anna Blume von oben.

Aufgenommen wurde das Bild vom Bug der Anna Karenina aus, die nah am Ufer noch an Land steht. Am Freitag den 26.04 wird dann auch die Anna K. gekrant und steht für Probefahrten von Kaufinteressierten bereit. Mehr über Anna Karenina: www.jetten40.de

Uuups, schon April …

April 15th, 2019

So schnell geht das. Heute, am 15.04. beginnt für uns wieder die Saison. Anna Blume wird heute von der ersten Chartercrew dieses Jahres übernommen. Und hier liegt sie bereit, frisch gewartet und gewienert:

(Wer’s nicht glaubt, dass die gute alte Anna nach vielen Charterjahren immer noch so gut aussieht, kann sich anhand der exif-Daten* überzeugen: Das Foto ist vor einer knappen Woche entstanden.)

Wir haben ja seit diesem Jahr nur noch Anna Blume und Lucia im Einsatz, sehen also einer entspannten Saison entgegen. Im Gegensatz zu den Kollegen im Norden haben wir auch keinen Stress mit Sperrungen. Spreeland, Havelland und der erweiterte Berliner Raum sind frei befahrbar. Und das Wetter wird auch immer schöner. Was wollen wir mehr?

*Klick aufs Bild lädt das große Originalfoto mit den versteckten Daten, die man in einem exif-viewer ansehen kann.

Kalenderblatt Januar 2019

Januar 7th, 2019

Warum sollte man nur im Sommer Boot fahren? So eine Fahrt im tiefsten Winter hat ihren ganz besonderen Reiz, jedenfalls wenn das Boot gut isoliert ist, eine vernünftige Heizung hat und auch mal ein bisschen Eis verträgt, so wie unsere Anna Karenina. Übirgens: Anna Karenina steht zum Verkauf . Und die Geschichte zu dem Foto steht hier.

Der Belegungsplan 2019 ist online

Dezember 25th, 2018

Endlich Feiertage! Endlich Zeit, die überfälligen Aktualisierungen der Website vorzunehmen. Zum einen war es höchste Zeit, endlich den Buchungskalender 2019 hochzuladen.

Und zum anderen mussten die Seiten über Don Giovanni und Anna Karenina heraus genommen werden; denn beide sind ab 2019 ja  leider nicht mehr im Charter.  Wir treten (ähemm …) altersbedingt ein wenig kürzer, haben aber richtig Lust, mit den zwei verbliebenen Booten in der gewohnten Qualität weiterzumachen. Und das wird auch auf absehbare Zeit so bleiben.

Kalenderblatt Dezember 2018

Dezember 23rd, 2018

Allen Gästen und Freunden von  Anna Blume Bootcharter wünschen wir ein friedvolles Weihnachtsfest und einen guten Anfang im Neuen Jahr!