Charter-Manieren

Unter manchen Bootseignern gehört es zum guten Ton, sich über Chartercrews, vor allem der großen Hausboote, auszulassen: Wie  sich der 15 m – Dampfer in der Schleuse quer gestellt hat, wie das Anlegemanöver dreimal hintereinander missglückt ist usw. usw. Mal abgesehen davon, dass das langweilig ist, es trifft es auch nicht den Kern. Natürlich bauen ungeübte Bootfahrer öfter mal Mist als erfahrene, obwohl … ich habe gehört, selbst ein erfahrener Skipper und Mitinhaber einer beliebten Berliner Charterfirmal soll schon mal mit angeschlossenem Landstromkabel abgelegt haben (hüstel) … Und dann gibt es – z.B. unter unseren Gästen – auch viele Charterer, die absolut souverän mit dem Boot umgehen können.

Wenn wir selbst mit dem Boot unterwegs sind, fahren wir meistens im Berliner Raum oder im Südosten Brandenburgs – was ja auch ein besonders schönes Revier ist. Vor kurzem hatten wir aber mal wieder Gelegenheit, von Rheinsberg nach Fürstenberg zu fahren. Da fiel uns zweierlei auf: Erstens ist da im Vergleich zum Südosten auch im September noch richtig Betrieb, wobei der Anteil der Charterboote besonders hoch ist. Zweitens scheint der Umgang zwischen den Skippern höflicher und freundlicher zu sein als anderswo.

Das fängt schon mal damit an, dass fast von jedem Boot, dem man begegnet, freundlich gegrüßt wird. Am ehesten schauen noch die Yachteigner vom Typus „Bauch-Bierflasche-Jogginghose“ stur geradeaus und ignorieren das Kroppzeug, das ihnen mit anderen Booten begegnet.  Den meisten anderen merkt man aber die Freude daran an, dass sie mit dem Boot  fahren und die Schönheit der Wasserlandschaft genießen dürfen. Und das wirkt sich aus:  Mit noch größerer Selbstverständlichkeit wird geholfen, wird beim Anlegen mit Hand angelegt, wird in der Schleuse auch mal der Vortritt gelassen – kurzum, es haben sich bessere Manieren durchgesetzt.

Ich wage die These, dass das daran liegt, dass dort mehr Chartercrews unterwegs sind. Dadurch sind die Berlin/Brandenburger Motorbootstoffel alten Typs (s.o.) in die Minderheit geraten, was der Atmosphäre gut tut. Und wenn sich doch mal ein Hausboot mit überforderter Crew in der Schleuse querzustellen droht: Man kann ja beherzt zugreifen und hilfreich eine Leine übernehmen. So macht man sich Freunde.

Tags: ,

Comments are closed.