Das Stimmungsbild zur neuen Verbindung zwischen Oranienburger Stadthavel und Ruppiner Gewässern ist ja recht positiv ausgefallen. Wir sind gleichwohl skeptisch, was die Erfolgsaussichten des Vorhabens angeht, und haben das dem Stadtplanungsamt Oranienburg mitgeteilt wie folgt:
Aus unserer Sicht wird die geplante Verbindung per Bootslifter ein Misserfolg werden, und zwar vor allem aus folgenden zwei Gründen:
1. Das Geld
Sie planen ja offensichtlich, für den Bootslift Gebühren zu erheben. Das ist sicher angesichts der Investitionskosten und der knappen Stadtkassen nachvollziehbar. Und Bootfahrer sind ja i.d.R. auch keine armen Leute, sodass eine mäßige Gebühr eigentlich kein Problem darstellen sollte. Sollte man meinen.
Unsere Erfahrungen sind aber andere: Schon wenige Euro, sei es für Strom oder Wasser oder was auch immer lösen mitunter heftige Diskussionen aus. Oder man denke nur an den Sturm im Wasserglas, der entfacht wurde, als der damalige Verkehrsminister Stolpe eine Wasserstraßenmaut ins Gespräch brachte. Ein besonders groteskes Beispiel kennen wir aus Groß-Köris: Dort kostete die Passage der Klappbrücke pro Boot 3 Euro; damit wurde der Arbeitsplatz der Brückenwärterin finanziert. Ein Yachtbesitzer hat sich nicht entblödet, gegen die Brückenmaut zu klagen und hat Recht bekommen!
Ob uns das gefällt oder nicht: Es ist zu erwarten, dass fast alle Bootfahrer lieber einen unattraktiven Umweg in Kauf nehmen werden als ein paar Euro zu bezahlen.2.Die Technik
Die von Ihnen favorisierten Bootslifter sind v.a. dafür entwickelt worden, Boote zum Saisonende oder für Reparaturen aus dem Wasser zu nehmen. Aus Erfahrung weiß ich, dass derartige Manöver für Bootseigner stets stressig sind. Und tatsächlich ist jedes Kranen oder „Liften“ ja auch immer mit einem Restrisiko verbunden. Dabei kommt es auch sehr auf Vertrauen gegenüber der Mannschaft an, die das Gerät bedient. Ohne Not wird das kaum ein Bootseigner auf sich nehmen. Ich wage sogar die Prognose, dass die meisten Charterunternehmen ihren Gästen untersagen würden, den Bootslifter oder ähnliches zu nutzen. Auch wir würden das – vorbehaltlich einer Besichtigung der Anlage und eines Probetransports – voraussichtlich tun.Insgesamt sehen wir also schwarz für Ihr Vorhaben, so sehr uns grundsätzlich auch an einem Ausbau der Wasserstraßen gelegen ist. Aber der Bootslifter würde nach seiner Fertigstellung aller Wahrscheinlichkeit nach ungenutzt verrosten. Wir denken, es sollte lieber alle Kraft darauf verwendet werden, den Malzer Kanal wieder schiffbar zu machen um eine Umgehung der Schleuse Lehnitz zu schaffen. Das wäre ein echter Impuls für die Sportschifffahrt!
Ich vermute, eines ihrer Anliegen ist es auch, mehr Bootstouristen in die Innenstadt von Oranienburg zu bringen. Das ist nachvollziehbar und wird von uns auch unterstützt. (Z.B. hier: http://www.bootcharter.de/blogbuch/?p=500) Eine kostengünstige und sinnvolle Maßnahme dafür wäre es aus unserer Sicht, im Schlosshafen eine große Zahl der überflüssigen Dalben zu entfernen, dass auch größere Boote dort gut manövrieren und anlegen können. (Oder ist das bereits geschehen?)
Das Stadtplanungsamt hat sehr freundlich darauf geantwortet und versprochen, unsere Bedenken an die Entscheidungsträger weiter zu geben. Außerdem wurde folgende erfreuliche Mitteilung gemacht:
Ich habe zwischenzeitlich in Erfahrung bringen können, dass seit Ihrer In Augenscheinnahme des Schlosshafens insgesamt 20 Dalben gezogen worden sind. Dadurch stehen nunmehr 35 Liegeplätze für Boote mit einer Länge von über 10m zur Verfügung. Weitere 30 Liegeplätze sind Booten von unter 10m Länge vorbehalten. Diese Größenaufteilung ist seinerzeit eine Förderauflage gewesen, um den nicht-kommerziellen Bootsverkehr zu unterstützen, die weiterhin zu beachten ist.
Es wäre schön, wenn Sie diesen Hinweis als Nachtrag in Ihrem Blog ergänzen könnten, auch wenn die Belegung des Schlosshafens nach Aussagen des verantwortlichen Geschäftsführers derzeit sehr gut ist.
Tun wir doch gern. Für die etwas schrägen Vorgaben der Förderinstitutionen kann die Stadt O-burg ja nichts. Und so wie es jetzt ist, scheint die Aufteilung des Hafens ja durchaus sinnvoll zu sein. War jemand kürzlich da und kann berichten?
Tags: Brandenburg, Wasserbau