Salatöl im Tank

Das Thema Pflanzenöl als Bootsantrieb hat viele Aspekte: Technische, ökonomische, ökologische und auch ethische. Ich will hier erstmal von unseren praktischen Erfahrungen berichten:

2007 haben wir die Sloep „Zerlina“ in Betrieb genommen. Die wurde (mit erheblichen Mehrkosten gegenüber dem Standardmotor) mit einem 2-Zylinder-Lombardini ausgerüstet , der für Pflanzenöl optimiert war. Lombardini deshalb, weil übereinstimmend berichtet wird, dass diese Motoren für den Pflanzenölbetrieb besonders geeignet sind.  (Deshalb baut auch der professionelle Umrüster Krahwinkel vor allem auf Lombardini.) Zusätzlich wurde lediglich ein Wärmetauscher angebaut, der das Öl vorheizen und dünnflüssiger machen sollte. Auch darauf hätte man im reinen Sommerbetrieb aber wohl verzichten können.

Ein Bild aus glücklichen Zeiten: Die Sloep mit Pflanzenölantrieb.

Ein Bild aus glücklichen Zeiten: Die Sloep mit Pflanzenölantrieb.

Ein kleiner technischer Exkurs: Pflanzenöl (in der Praxis meist Rapsöl) darf nicht mit so genanntem „Biodiesel“ (= Rapsöl-Methyl-Ester, RME) verwechselt werden. RME ist eine aggressive Brühe auf Pflanzenölbasis, deren Viskosität künstlich herabgesetzt und der des Diesel angeglichen wurde. Wir reden hier hingegen von reinem Pflanzenöl,  Salatöl, also einem Lebensmittel. Vorteile: Pflanzenöl greift im Gegensatz zu RME weder Gummi noch Kunststoffe an und ist absolut wasserunschädlich, was es zum Bootsantrieb prädestiniert. Nachteil: Es ist in kaltem Zustand dickflüssiger als Diesel. (Und es ist eben ein Lebensmittel, was ethische Probleme aufwirft – dazu aber an anderer Stelle mehr.)

Die ganze Saison haben wir Zerlina ausschließlich mit reinem Pflanzenöl betrieben. Probleme gab es nicht. Im Herbst fiel allerdings das Getriebe aus, was aber offensichtlich mit dem Rapsöl nichts zu tun hatte. Wir haben gleichwohl zur Saison 2008 die „Zerlina“ gegen ein anderes Boot in Zahlung gegeben – aber aus anderen Gründen. Der kleine Lombardini hatte sich im Grunde als extrem sparsames (< 1 l/h) charaktervolles und – für einen Zweizylinder – erstaunlich laufruhiges Aggregat erwiesen.

Für die größere Antaris 630 „Pamina“ war der Zweizylinder aber zu schwach, so dass wir diese mit einem Lombardini-Dreizylinder ausrüsten ließen – wiederum mit erheblichen Zusatzkosten. Und damit fing der Ärger an: Diese Maschine war einfach nicht in den Griff zu bekommen. Immer wieder kam es vor, dass sie spontan, mitten im Betrieb aussetzte und nur mit großer Mühe wieder gestartet werden konnte. Als Ursache erwies sich, dass Luft in den Kraftstoff kam. Trotz größter und wiederholter Anstrengungen unseres Technikers  ließ sich die Ansaugseite der Kraftstoffversorgung nicht dicht kriegen. Mitursache war die geringe Laufruhe der Lombardini-Maschine; die Vibrationen waren wesentlich stärker als bei dem vergleichbaren Vetus-Dreizylinder, den wir auf anderen Booten einsetzten. Das Pflanzenöl war auch hier wohl eher nicht das Problem. Da der Lombardini-Motor sich jedoch als unbrauchbar erwiesen hatte, gaben wir entnervt auf.

In der „Lucia“, die seit 2009 die „Pamina“ ersetzt, ist ein Vierzylinder-Vetus-Mitsubishi eingebaut. Der läuft seitdem vibrationsarm, flüsterleise, geschmeidig und ohne die geringsten Probleme – mit Diesel.

Fortsetzung folgt (wahrscheinlich)

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