Posts Tagged ‘Kraftstoff’

Der Super-Nanni

Montag, Juni 13th, 2011

Erfahrungen mit Bootsmotoren

Wir haben ja schon einige durch: In zwei Sloepen waren Lombardini-Maschinen eingebaut, die gute alte „Felix Krull“ war mit einem Yanmar ausgestattet. Heute fahren unsere Sloepen und einige Kajütboote mit unterschiedlichen Vetus-Maschinen (auf Basis Mitsubishi und Hyundai). Die beiden Annas sind mit Nanni-Kubota ausgerüstet – Anna Blume mit 50 und Anna Karenina mit 115 PS.

Mit den Lombardinis hatten wir Probleme. Die Vetus-Maschinen arbeiten zuverlässig und auch der Yanmar war ok.  Und Nanni? Nun, Anna Blume hat jetzt über 6000 (!) Betriebsstunden runter. Motorprobleme? Null! Das Getriebe mussten wir tauschen und auch die Elektrik hat schon mal Ärger gemacht. Aber die Maschine hat uns nie im Stich gelassen.

Anna K. ist bei der Überführungsfahrt manchmal erst nach mehreren Versuchen angesprungen. Wie sich herausstellte, lag das aber nicht am Motor. Vielmehr hatte die Werft die Verbindung zwischen Tank und Kraftstoffleitung nicht ausreichend gedichtet, sodass Luft in den Diesel kam. Und wie! In dem durchsichtigen Schlauch, der zur Fehlersuche eingebaut war, sah der Kraftstoff aus wie Sprudelwasser, so viele Blasen waren drin! Und trotzdem arbeitete die Maschine zuverlässig, wenn sie erstmal angelaufen war. Bei  dem Lombardini dagegen reichte ein einziges winziges Luftbläschen, damit der Motor mitten im Betrieb stehen blieb und sich nur mit Mühe wieder starten ließ.

Klar, das kann man nicht verallgemeinern. Aber unsere Erfahrungen mit Nanni sind so gut, dass wir im Zweifel immer wieder zu einem Nannidiesel greifen würden. (Ehrlich: dieser Beitrag wird nicht von Nanni gesponsert.)

 

Salatöl im Tank III

Sonntag, Mai 15th, 2011

Ökonomische und ökologische Aspekte

Für viele steht (oder stand) es im Vordergrund: Pflanzenöl ist (oder war?) ein bisschen billiger als Diesel. Das ist m.E. aber das schwächste Argument von allen. Denn Preise ändern sich schnell; und wenn mehr Pflanzenöl nachgefragt wird, steigt auch der Preis. Und für uns als Vercharterer ist es schon gar kein Argument; denn den Kraftstoff zahlen die Chartergäste. Betrachtet man den zusätzlichen technischen Aufwand, sind Boote mit Pflanzenölantrieb für eine Charterfirma eindeutig ökonomischer Unsinn. Deswegen werden ja auch (fast) keine verchartert.

Na gut, Profit ist nicht alles :-). Wir wollen ja schließlich die Guten sein. Wie steht es also mit den ökologischen Aspekten? Auf den ersten Blick auch nicht doll: Natürlich ist es Unsinn, Ackerland zu verschwenden, um Treibstoff statt Lebensmitteln anzubauen. Das ist in der Diskussion um E 10 ziemlich deutlich geworden und soll hier nicht weiter vertieft werden.

Aber: Wasser ist auch ein Lebensmittel! Und mit unseren Booten fahren wir darauf rum. Für Boote ist es deshalb zehnmal wichtiger als für Landfahrzeuge, dass sie keine schädlichen Stoffe nach außen abgeben. Und ein Tropfen Diesel kontaminiert bekanntlich zigtausend Liter Wasser (genaue Zahlen kann man bei Wikipedia nachlesen). Pflanzenöl hingegen: Hmm, lecker Fischfutter! Betrachtet man zusätzlich die hirnrissige Genehmigungspraxis bei Wassertankstellen, werden die Bootfahrer geradezu dazu getrieben aus dem Kanister zu tanken, mit den bekannten Folgen. (Ja, den Trick mit dem Spüli kennen wir auch…)

Mit Pflanzenöl wäre das kein Problem, denn Pflanzenöl ist wasserunschädlich. Es wäre ökologisch also sinnvoll, den Pflanzenölantrieb von Yachten zu fördern. Da die Menge des hier verbrauchten Kraftstoffs verschwindend gering ist im Verhältnis zu dem von Straßenfahrzeugen, wären auch die Anbauflächen nicht das Problem.

Hm, jetzt habe ich mich fast wieder selber überzeugt. Vielleicht machen wir irgendwann doch noch mal einen Anlauf. Aber ein bisschen Unterstützung von Politik und/oder Motorenherstellern wäre dann nicht schlecht.

 

Salatöl im Tank II

Sonntag, März 20th, 2011

– technische Aspekte –

Es heißt, dass schon Rudolf Diesel daran gedacht habe, seinen Motor mit Pflanzenöl zu betreiben. Ob das nun stimmt oder nicht; es war immer eine Eigenschaft des Dieselmotors, vielstofffähig zu sein. D.h. ein Dieselmotor ist von Haus aus nicht besonders wählerisch. Ein gutes Beispiel dafür sind die großen Schiffsdiesel, die mit Schweröl fahren, was so etwa der letzte Dreck ist, der beim Raffinieren von Erdöl übrig bleibt. Wegen dieser praktischen Eigenschaft laufen Dieselmotoren älterer Bauart problemlos und ohne Modifikation auch mit Pflanzenöl, wie z.B. viele Eigner älterer Mercedes‘ bestätigen können. Die  immer hochgezüchteteren Turbodiesel, die in modernen Pkw zum Einsatz kommen, sind dagegen sehr eng auf bestimmte Kraftstoffeigenschaften ausgelegt. (Dafür ist ihre Effizienz beeindruckend. Wer schon mal mit einem – sagen wir – neuen  BMW 530d unterwegs war, weiß wovon ich rede. Hut ab vor den BMW-Ingenieuren!)

Nun sind auch Bootsdiesel in der Regel keine hochgezüchteten Neuentwicklungen sondern Aggegrate, die sich millionenfach und seit vielen Jahren in Arbeitsmaschinen bewährt haben. Meist werden diese Motoren von Drittfirmen für den Bootsbetrieb umgerüstet . Nanni z.B.  marinisiert unter anderem Aggegrate von Kubota – ein Markenname, den man öfter auch mal auf einem Bagger lesen kann. Eigentlich sollte es also bei den meisten Bootsdieseln ziemlich problemlos möglich sein, sie mit Pflanzenöl zu befeuern.

Und tatsächlich hat es bei uns ja auch funktioniert. Die durchwachsenen Erfahrungen, die wir mit den Lombardinis gemacht haben, hatten wohl eher nichts mit dem Pflanzenöl zu tun. Problem: Wenn man eine Maschine mit einem anderen Kraftstoff als vorgesehen betreibt oder gar den Motor leicht modifiziert, verliert man den Gewährleistungsanspruch. Und wer riskiert das schon gerne bei einer Maschine, die schon mal 15.000 € kostet? Außerdem gibt es wenig Erfahrungen mit dieser Technik und wenige Techniker, die davon Ahnung haben. Man kriegt viele verschiedene Meinungen und viel Unsinn zu hören, wenn man zum Thema Pflanzenöl recherchiert.

Wenn mal als Charterunternehmen also Pflanzenöl einsetzen will, bedeutet das deshalb Mehrkosten. Und damit wären wir bei den ökonomischen Aspekten, die in einem späteren Beitrag behandelt werden.

Salatöl im Tank

Dienstag, Februar 22nd, 2011

Das Thema Pflanzenöl als Bootsantrieb hat viele Aspekte: Technische, ökonomische, ökologische und auch ethische. Ich will hier erstmal von unseren praktischen Erfahrungen berichten:

2007 haben wir die Sloep „Zerlina“ in Betrieb genommen. Die wurde (mit erheblichen Mehrkosten gegenüber dem Standardmotor) mit einem 2-Zylinder-Lombardini ausgerüstet , der für Pflanzenöl optimiert war. Lombardini deshalb, weil übereinstimmend berichtet wird, dass diese Motoren für den Pflanzenölbetrieb besonders geeignet sind.  (Deshalb baut auch der professionelle Umrüster Krahwinkel vor allem auf Lombardini.) Zusätzlich wurde lediglich ein Wärmetauscher angebaut, der das Öl vorheizen und dünnflüssiger machen sollte. Auch darauf hätte man im reinen Sommerbetrieb aber wohl verzichten können.

Ein Bild aus glücklichen Zeiten: Die Sloep mit Pflanzenölantrieb.

Ein Bild aus glücklichen Zeiten: Die Sloep mit Pflanzenölantrieb.

Ein kleiner technischer Exkurs: Pflanzenöl (in der Praxis meist Rapsöl) darf nicht mit so genanntem „Biodiesel“ (= Rapsöl-Methyl-Ester, RME) verwechselt werden. RME ist eine aggressive Brühe auf Pflanzenölbasis, deren Viskosität künstlich herabgesetzt und der des Diesel angeglichen wurde. Wir reden hier hingegen von reinem Pflanzenöl,  Salatöl, also einem Lebensmittel. Vorteile: Pflanzenöl greift im Gegensatz zu RME weder Gummi noch Kunststoffe an und ist absolut wasserunschädlich, was es zum Bootsantrieb prädestiniert. Nachteil: Es ist in kaltem Zustand dickflüssiger als Diesel. (Und es ist eben ein Lebensmittel, was ethische Probleme aufwirft – dazu aber an anderer Stelle mehr.)

Die ganze Saison haben wir Zerlina ausschließlich mit reinem Pflanzenöl betrieben. Probleme gab es nicht. Im Herbst fiel allerdings das Getriebe aus, was aber offensichtlich mit dem Rapsöl nichts zu tun hatte. Wir haben gleichwohl zur Saison 2008 die „Zerlina“ gegen ein anderes Boot in Zahlung gegeben – aber aus anderen Gründen. Der kleine Lombardini hatte sich im Grunde als extrem sparsames (< 1 l/h) charaktervolles und – für einen Zweizylinder – erstaunlich laufruhiges Aggregat erwiesen.

Für die größere Antaris 630 „Pamina“ war der Zweizylinder aber zu schwach, so dass wir diese mit einem Lombardini-Dreizylinder ausrüsten ließen – wiederum mit erheblichen Zusatzkosten. Und damit fing der Ärger an: Diese Maschine war einfach nicht in den Griff zu bekommen. Immer wieder kam es vor, dass sie spontan, mitten im Betrieb aussetzte und nur mit großer Mühe wieder gestartet werden konnte. Als Ursache erwies sich, dass Luft in den Kraftstoff kam. Trotz größter und wiederholter Anstrengungen unseres Technikers  ließ sich die Ansaugseite der Kraftstoffversorgung nicht dicht kriegen. Mitursache war die geringe Laufruhe der Lombardini-Maschine; die Vibrationen waren wesentlich stärker als bei dem vergleichbaren Vetus-Dreizylinder, den wir auf anderen Booten einsetzten. Das Pflanzenöl war auch hier wohl eher nicht das Problem. Da der Lombardini-Motor sich jedoch als unbrauchbar erwiesen hatte, gaben wir entnervt auf.

In der „Lucia“, die seit 2009 die „Pamina“ ersetzt, ist ein Vierzylinder-Vetus-Mitsubishi eingebaut. Der läuft seitdem vibrationsarm, flüsterleise, geschmeidig und ohne die geringsten Probleme – mit Diesel.

Fortsetzung folgt (wahrscheinlich)

SB-Tankstellen

Sonntag, Mai 9th, 2010

Nochmal zum Thema Bootstankstellen:  Die Tankstelle am alten Spreearm bei Köpenick, die  voriges Jahr eröffnet und dann ganz schnell wieder geschlossen wurde, ist jetzt wieder offen. Ein großer Gewinn für uns und für alle Berliner Motorbootfahrer, kein Zweifel – denn Bootstankstellen sind in Berlin geradezu lächerlich dünn gesät.

Die Tankstelle im alten Spreearm bei Köpenick ist wieder in Betrieb

Die Tankstelle im alten Spreearm bei Köpenick ist wieder in Betrieb

Dennoch an der Stelle ein paar zweifelnde Worte:  Wir wissen, dass es extrem schwierig ist, eine Tankstelle direkt am Wasser genehmigt zu bekommen. Umwelt- und Sicherheitsauflagen noch und nöcher …  Nun, irgendwie ist das ja einzusehen. Allerdings: Wenn es keine Bootstankstellen gibt, tanken die meisten halt aus dem Kanister. Erlaubt oder nicht – es geht eben nicht anders.  Und dabei wird garantiert weit mehr gekleckert, als wenn ein erfahrener Tankwart zu Werke gehen würde.

Und nun frage ich mich: Warum in Dreiteufelsnamen werden dann ausgerechnet SELBSTBEDIENUNGSTANKSTELLEN am Wasser genehmigt? Jeder der es versucht hat, weiß: Man braucht ein bisschen Übung, um ein Boot so zu betanken, dass wirklich kein Tropfen Diesel ins Wasser kommt. Und nun lässt man Chartercrews, die weder mit dem Boot und seinen Besonderheiten noch allgemein mit dem Tanken auf dem Wasser viel Erfahrung haben, alleine und ohne Hilfestellung mit dem Zapfschlauf hantieren? Ganz zu schweigen von denjenigen Bootseignern, denen die Umwelt eh wurscht ist (die gibt es auch, ja leider).

Vollends grotesk wurde es in Niederlehme bei Königs Wusterhausen: Dort betrieb der Marineservice Niederlehme eine schöne Dieseltankstelle. Die Techniker vom Marineservice verstehen ihr Handwerk – da wurde sauber betankt. Dann wurde ein paar hundert Meter  oberhalb an der Dahme eine Automaten-Tankstelle (ohne jedes Personal) eröffnet, die den Kraftstoff ein paar Cent billiger anbieten konnte. Resultat: die Tankstelle am Marineservice ist geschlossen, und an der SB-Tankstelle wird munter getankt und  (höchstwahrscheinlich) rumgekleckert. Wie kommt nur so eine Genehmigungspraxis zustande?

Neue Tankstelle an der Oberhavel

Freitag, Mai 7th, 2010

Wir waren die ersten: Schon Anfang April haben wir dort unseren Edmond Dantès vollgetankt.  Es ist natürlich ein großer Gewinn für uns, eine nagelneue Bootstankstelle direkt in unserem Hafen zu haben. Die Tankfahrten nach Zehdenick sind damit  Geschichte. Die Tankstelle hatte man uns bereits angekündigt, als wir vergangenes Jahr unsere sechs Liegeplätze gepachtet haben. Und der Ziegeleipark hat Wort gehalten.

Die neue Dieseltankstelle im „Neuen Hafen Ziegeleipark“ liegt direkt in Verlängerung der Hafeneinfahrt. Am Tankstellen-Kai kann man komfortabel längsseits gehen (und übrigens auch Fäkalien entsorgen).  Wenn die Tanköffnung an der anderen Bootsseite ist, kann man zuvor im Hafenbecken bequem drehen. Platz zum Warten ist auch, falls mal einer vor einem dran ist.

Jetzt gibt es oberhalb von Zehdenick zwei Bootstankstellen. Vielleicht wird es sich ja auf den  Kraftstoffpreis dämpfend auswirken, wenn sich das herumspricht. Wofür hiermit ein kleiner Beitrag geleistet wurde …