Salatöl im Tank II

– technische Aspekte –

Es heißt, dass schon Rudolf Diesel daran gedacht habe, seinen Motor mit Pflanzenöl zu betreiben. Ob das nun stimmt oder nicht; es war immer eine Eigenschaft des Dieselmotors, vielstofffähig zu sein. D.h. ein Dieselmotor ist von Haus aus nicht besonders wählerisch. Ein gutes Beispiel dafür sind die großen Schiffsdiesel, die mit Schweröl fahren, was so etwa der letzte Dreck ist, der beim Raffinieren von Erdöl übrig bleibt. Wegen dieser praktischen Eigenschaft laufen Dieselmotoren älterer Bauart problemlos und ohne Modifikation auch mit Pflanzenöl, wie z.B. viele Eigner älterer Mercedes‘ bestätigen können. Die  immer hochgezüchteteren Turbodiesel, die in modernen Pkw zum Einsatz kommen, sind dagegen sehr eng auf bestimmte Kraftstoffeigenschaften ausgelegt. (Dafür ist ihre Effizienz beeindruckend. Wer schon mal mit einem – sagen wir – neuen  BMW 530d unterwegs war, weiß wovon ich rede. Hut ab vor den BMW-Ingenieuren!)

Nun sind auch Bootsdiesel in der Regel keine hochgezüchteten Neuentwicklungen sondern Aggegrate, die sich millionenfach und seit vielen Jahren in Arbeitsmaschinen bewährt haben. Meist werden diese Motoren von Drittfirmen für den Bootsbetrieb umgerüstet . Nanni z.B.  marinisiert unter anderem Aggegrate von Kubota – ein Markenname, den man öfter auch mal auf einem Bagger lesen kann. Eigentlich sollte es also bei den meisten Bootsdieseln ziemlich problemlos möglich sein, sie mit Pflanzenöl zu befeuern.

Und tatsächlich hat es bei uns ja auch funktioniert. Die durchwachsenen Erfahrungen, die wir mit den Lombardinis gemacht haben, hatten wohl eher nichts mit dem Pflanzenöl zu tun. Problem: Wenn man eine Maschine mit einem anderen Kraftstoff als vorgesehen betreibt oder gar den Motor leicht modifiziert, verliert man den Gewährleistungsanspruch. Und wer riskiert das schon gerne bei einer Maschine, die schon mal 15.000 € kostet? Außerdem gibt es wenig Erfahrungen mit dieser Technik und wenige Techniker, die davon Ahnung haben. Man kriegt viele verschiedene Meinungen und viel Unsinn zu hören, wenn man zum Thema Pflanzenöl recherchiert.

Wenn mal als Charterunternehmen also Pflanzenöl einsetzen will, bedeutet das deshalb Mehrkosten. Und damit wären wir bei den ökonomischen Aspekten, die in einem späteren Beitrag behandelt werden.

Tags: , ,

5 Responses to “Salatöl im Tank II”

  1. Will Sagen sagt:

    Häufig wird der Dieselbetrieb mit Salatöl auch mit „Biodiesel“ verwechselt.

  2. Julia Brunner sagt:

    Was ist denn mit den Dieselmotoren welche mit altem Frittenfett betrieben werden? Ist dass das gleich wie Salatöl??

  3. Dominik sagt:

    Auf die alten Dieselmotoren tirfft es zu, dass sie nicht wählerisch sind. Bei den heutigen Dieselmotoren ist es anders, sie sind empfindlich, besonders die Einspritzpumpen.

  4. Hansjoerg sagt:

    @Julia Brunner: Im Prinzip schon. Ich würde allerdings meinen Bootsdieseln das stark verunreinigte Frittenfett nicht zumuten wollen. Anscheinend haben aber manche in ihren Autos gute Erfahrungen damit gemacht.

  5. Stefan sagt:

    Das mit dem alten Frittenfett finde ich bloß nicht so schön, wenn man hinter so jemandem fährt ;-. Ansonsten finde ich das schon praktisch und wahrscheinlich kann man da auch ganz gut Geld sparen…