Posts Tagged ‘Gedanken’

Berliner Yachthafen II

Dienstag, Juni 8th, 2010

Warum kommt der geplante Yachthafen am Berliner Osthafen nicht voran? Manche sagen, die „Dr. Ingrid Wengler“ sei das Problem. Die Kosten für die Hypothek und die Entsorgung dieses  Wracks, könne (wolle!) der Investor nicht aufbringen. (Hier findet man einen sehr subjektiven Beitrag zur Geschichte dieses Schiffs. Sicher ist der Autor verbittert und den Wahrheitsgehalt seiner Äußerungen kann ich nicht prüfen. Dass aber das WSA Berlin sich – vorsichtig ausgedrückt – nicht eben durch Bürgerfreundlichkeit auszeichnet, können wir durch eigene leidvolle Erfahrungen bestätigen.)

Ein anderer – schlichterer – Grund dürfte sein, dass sich ein Yachthafen einfach nicht rechnet. Die Kosten sind viel zu hoch im Verhältnis zu den Liegegebühren, die man nehmen kann. Also wollen die Investoren wahrscheinlich  nur investieren, wenn ihnen die öffentliche Hand kräftig unter die Arme greift. Das tut sie aber nicht – schon gar nicht für einen „Yachthafen“. Bei dem Wort denken ja alle an versnobte Millionäre mit ihren Megayachten und kein Politiker – jedenfalls in Berlin – kann damit punkten.

Und jetzt kommt’s: Wir durchschlagen den gordischen Knoten mit dem Anna-Blume-Osthafen-Vorschlag (ABOV).

Der Anna-Blume-Osthafen-Vorschlag (ABOV)

Der Anna-Blume-Osthafen-Vorschlag (ABOV)

Statt des aufwändigen Yachthafens wird enlang der Spundwand am linken Ufer ein Steg in bootsfreundlicher Höhe und Bauweise entlang gezogen. Dazu 2 oder 3 Treppenaufgänge nach oben – fertig. So ein einfacher Steg bietet viele Vorteile:

  • Er kann in fast beliebiger Länge angelegt und nachträglich problemlos verlängert werden. (Platz ist dort reichlich vorhanden.)
  • Er passt hervorragend in das Ensemble mit Badeschiff, Hoppetosse etc.
  • Er ist technisch einfach und damit preisgünstig zu realisieren.
  • Die „Dr. Ingrid Wengler“ kann bleiben wo sie ist und friedlich vor sich hinrosten.
  • Die Anlage ist skalierbar. Es können nach und nach Service-Einrichtungen (Wasser, Strom) nachgerüstet werden.
  • Man kann daran einfach anlegen. Er ist damit für Bootfahrer (auch ungeübte Chartercrews) besonders einladend –  ein Gesichtspunkt, der beim Planen von Steganlagen häufig ignoriert wird.
  • Man vermeidet das Reizwort „Yachthafen“ und nennt das Ding z.B. „Bootsanleger Oberbaum“ oder so.

Und wer zahlt’s? Da gibt es viele Möglichkeiten. Selbst eine Lösung, wo der Bezirk Treptow  als Bauherr auftritt, scheint denkbar – denn ich möchte wetten, für so ein Projekt kann man EU-Fördergelder bekommen. Oder ein öffentlich/privates Joint-Venture. Oder Falk Walter zahlt es aus der Portokasse :-). Bestimmt ließe sich auch die eine oder andere Charterfirma ins Boot holen, die über langfristige Verträge für ein paar Liegeplätze einen Teil des Unterhalts sichert. Das Gros der Plätze sollte aber durchreisenden Wassertouristen vorbehalten bleiben.  Auch über eine (nicht zu hohe) Liegegebühr kann man einen Teil der Kosten hereinholen, z.B. mit einer Art Parkscheinautomat.  Die umliegenden Quartiere würden durch so einen zentralen Bootsanleger belebt und Berlin wäre um eine Attraktion reicher.

Berliner Yachthafen I

Donnerstag, Juni 3rd, 2010

Das wird jetzt wieder ein Beitrag aus der Rubrik: „Auf uns hört ja sowieso keiner.“ Aber macht ja nichts.

Wer schon mal mit dem Boot in Paris war (und wer war das nicht? :-)), weiß den dortigen Yachthafen zu schätzen. Durch eine Schleuse von der Seine getrennt liegt der Hafen mitten in der Stadt, direkt an der Place de la Bastille, in fußläufiger Entfernung von Notre Dame, umgeben von etwas Grün und großen Pariser Bürgerhäusern. Wunderbar, dort mit dem Boot zu liegen: in zentraler ruhiger Lage in Paris, mit Parkzugang und Wasserblick.

Yachthafen in Paris. Wer sieht Anna Blume?

Yachthafen in Paris. Wer sieht Anna Blume?

Und dass keiner denkt, dort hätten bloß Bonzen ihre Superyachten festgemacht. Im Gegenteil: man findet eine bunte Mischung aus Aussteigern, die auf einem umgebauten Berufsschiff leben, Globetrottern auf Segelbooten, stinknormalen Wassertouristen und vielen anderen. Als wir dort waren, lag neben uns ein abgeriggtes niederländisches 9 m – Segelboot. Jeden Morgen gegen halb neun krabbelte sein Bewohner in Anzug und Krawatte aus der Kajüte und ging mit seinem Aktenköfferchen zur Arbeit. Und jeden Abend kam er zurück, zog sich um, und genoß im T-Shirt sein Heineken in der Abendsonne. Offensichtlich hatte da einer einen befristeten Job in Paris und zog die noch moderaten Liegegebühren im Hafen den unerschwinglichen Pariser Mieten vor. Oder er hatte einfach noch keine Wohnung gefunden.

So ein Yachthafen mitten in der Stadt ist was Schönes und hat seinen ganz eigenen romantischen Reiz. Das wollen wir in Berlin auch haben! Kriegen wir aber nicht. Dabei ist mit der Wasserfläche am linken  Osthafen-Ufer, die von dem ehemaligen DDR-Zollsteg abgegrenzt wird, ein idealer Standort gefunden: Geräumig, gut zugänglich, zentral und durchaus magisch: oben die Molecule-Men, unten die Oberbaumbrücke, freier Blick auf die Berliner Skyline.

Hier könnte der Berliner Yachthafen entstehen.

Hier könnte der Berliner Yachthafen entstehen.

Und auch einen Investor gibt es theoretisch: der umtriebige Falk Walter, dem u.a. schon die Arena, das Badeschiff und die Hoppetosse gehören, hat schon vor einigen Jahren Pläne für einen großen Yachthafen vorgelegt. Aber davon hat man lange nichts mehr gehört. Letztes Jahr war dann mal von einem „schwimmenden Hotel“ mit angegliedertem Yachthafen die Rede, aber das klang dann doch zu sehr nach den üblichen unausgegorenen Investorenfantasien, von denen die Stadt voll ist, an die aber keiner mehr glaubt.

Wird fortgesetzt.

Segler und Motorbootfahrer

Sonntag, Mai 16th, 2010

Ich muss mich jetzt mal outen: Ich bin ein Segler. „Was, wieso, ihr habt doch Motorboote im Angebot?!“ Stimmt, und Kajütbootfahren oder sloepen finde ich toll. Aber mit meiner kleinen Segeljolle (übrigens ein Finn-Dinghy, ja)  über den See zu schippern, ist ebenfalls ein großes Vergnügen. Ich verrate  euch ein Geheimnis: Man kann tatsächlich beides gut finden, ohne tot umzufallen.

Und ich setze noch einen drauf: Die meisten Leute, die Motorboot fahren, sind vorsichtig und rücksichtsvoll und wissen was sie tun . Und die meisten Segler sind freundlich, hilfsbereit und kommunikativ.

Warum erzähle ich hier solche Plattheiten? Weil wir in Deutschland  einen Hang zum Ideologisieren haben. Eine verhältnismäßig unwichtige Frage, nämlich welche Bootsart man bevorzugt, wird zur Identität hochgespielt. Bei Landverkehrsmitteln ist das noch viel schlimmer, wenn ich an das Gehabe zwischen Radfahrern und Autofahrern denke. Ich bin fast sicher, zwischen – sagen wir – Skifahrern und Snowboardern oder Keglern und Bowlern (das ist doch nicht ganz das Selbe, oder?)  gibt es ähnliche Aversionen.

Die niederländischen Segler (jedenfalls die meisten) kämen gar nicht auf die Idee, auf Motorbootfahrer herunterzuschauen und ihnen schlechtere Seemannschaft zu unterstellen. Und die niederländischen Motorbootfahrer (jedenfalls die meisten) halten Segler nicht für arrogante Schnösel.

Vielleicht können wir da was von unserem kleinen Nachbarland mit der großen Seefahrertradition lernen?

SB-Tankstellen

Sonntag, Mai 9th, 2010

Nochmal zum Thema Bootstankstellen:  Die Tankstelle am alten Spreearm bei Köpenick, die  voriges Jahr eröffnet und dann ganz schnell wieder geschlossen wurde, ist jetzt wieder offen. Ein großer Gewinn für uns und für alle Berliner Motorbootfahrer, kein Zweifel – denn Bootstankstellen sind in Berlin geradezu lächerlich dünn gesät.

Die Tankstelle im alten Spreearm bei Köpenick ist wieder in Betrieb

Die Tankstelle im alten Spreearm bei Köpenick ist wieder in Betrieb

Dennoch an der Stelle ein paar zweifelnde Worte:  Wir wissen, dass es extrem schwierig ist, eine Tankstelle direkt am Wasser genehmigt zu bekommen. Umwelt- und Sicherheitsauflagen noch und nöcher …  Nun, irgendwie ist das ja einzusehen. Allerdings: Wenn es keine Bootstankstellen gibt, tanken die meisten halt aus dem Kanister. Erlaubt oder nicht – es geht eben nicht anders.  Und dabei wird garantiert weit mehr gekleckert, als wenn ein erfahrener Tankwart zu Werke gehen würde.

Und nun frage ich mich: Warum in Dreiteufelsnamen werden dann ausgerechnet SELBSTBEDIENUNGSTANKSTELLEN am Wasser genehmigt? Jeder der es versucht hat, weiß: Man braucht ein bisschen Übung, um ein Boot so zu betanken, dass wirklich kein Tropfen Diesel ins Wasser kommt. Und nun lässt man Chartercrews, die weder mit dem Boot und seinen Besonderheiten noch allgemein mit dem Tanken auf dem Wasser viel Erfahrung haben, alleine und ohne Hilfestellung mit dem Zapfschlauf hantieren? Ganz zu schweigen von denjenigen Bootseignern, denen die Umwelt eh wurscht ist (die gibt es auch, ja leider).

Vollends grotesk wurde es in Niederlehme bei Königs Wusterhausen: Dort betrieb der Marineservice Niederlehme eine schöne Dieseltankstelle. Die Techniker vom Marineservice verstehen ihr Handwerk – da wurde sauber betankt. Dann wurde ein paar hundert Meter  oberhalb an der Dahme eine Automaten-Tankstelle (ohne jedes Personal) eröffnet, die den Kraftstoff ein paar Cent billiger anbieten konnte. Resultat: die Tankstelle am Marineservice ist geschlossen, und an der SB-Tankstelle wird munter getankt und  (höchstwahrscheinlich) rumgekleckert. Wie kommt nur so eine Genehmigungspraxis zustande?

Last-Minute-Rabatt?

Donnerstag, April 29th, 2010

Wer uns kennt weiß, dass wir in Punkto Rabatt  von eisiger  Zurückhaltung sind. Bei Anna Blume gibt’s 5% Wiederbucherrabatt und Folgewochen sind billiger als die erste Woche. Und basta!

Warum sind wir so geizig? Zum einen deshalb:  Wir locken nicht mit Rabatten sondern mit einem (hoffentlich) vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis. Wir kämen uns einfach bescheuert vor, wenn wir  gleichzeitig einen Wiederbucherrabatt und einen Rabatt für Erstbucher anpreisen würden. Das hat es bei einem Mitbewerber wirklich schon gegeben!  Für wie dämlich hält der seine Gäste?

Zum anderen halten wir die weit verbreiteten „Last Minute“-Angebote für unfair gegenüber unseren Stammgästen. Die legen sich oft schon im Vorjahr fest und geben uns Planungsicherheit. Dafür  sollen sie dann bestraft werden, indem sie mehr zahlen als ein Last-Minute-Bucher?  Das sehen wir absolut nicht ein. Lieber lassen wir mal eine Woche frei.

Wir wollen es nicht verhehlen: Diese Sturheit hat sich für uns auch schon mal ausgezahlt. Manche Mitbewerber fangen schon in einem verregneten Juni an, hektisch ihre Sommerwochen zu Dumpingpreisen zu verramschen. Wir bleiben cool, keine Rabatte. Dann wird es doch noch richtig schön und wir verkaufen am Ende auch die letzten Sommerwochen zum regulären Preis.

Schnäppchenjäger werden bei uns weiter auf Granit beißen. Aber fragen kann man ja mal? Na klar. Aber man muss damit leben, von uns ein ebenso freundliches wie entschiedenes „Nein“ zu hören.

Sloepen ist cool

Samstag, April 24th, 2010

Sprich: Slupen ist kuhl.

Wir bringen jetzt mal ein neues Wort in Umlauf: sloepen.  Nicht als Substantiv sondern als Verb. Ich sloepe, du sloepst, er/sie/es sloept, wir sloepen … Erfunden haben das Wort nicht wir. Diese kreative Leistung haben unsere Gäste erbracht, mit Anfragen wie „Kann man eigentlich auch im September noch sloepen?“ (Ja, und wie!)

Die Sprachwissenschaft (z.B. Bloggerkollege Anatol Stefanowitsch) ist der Auffassung, neue Worte werden dann erfunden oder aus anderen Sprachen entlehnt, wenn man sie braucht, d.h. dann, wenn es in der eigenen Sprache kein adäquates Wort gibt für das, was man ausdrücken will. Wozu braucht man das Verb „sloepen“? Nun, man braucht es zum einen genauso  wie das Substantiv „Sloep“, das zwar nicht gerade verbreitet ist, aber notwendig, wenn man den Bootstyp bezeichnen will. So wie sich die Sloepen in Deutschland durchsetzen werden, wird sich auch das holländische Lehnwort dafür durchsetzen (z.B. im „Sloepen-Sonderteil“ der Zeitschrift boote 04/2010). Wir haben halt kein eigenes Wort dafür, drum leihen wir uns das der Nachbarn – die haben ja auch den Bootstyp erfunden.

Und jetzt auch noch das Verb? Das gucken wir zum Einen auch von den Niederländern ab. Die sind groß im Verben erfinden. Da gibt es so  schöne Verben wie „internetten“, „tennissen“ oder (wirklich!) „toileteren“. Und zum Anderen ist „sloepen“ eben auch etwas  Anderes als „Motorboot fahren“. Sloepen ist gemächliches Dahingleiten über das Wasser, zu zweit, allein oder mit Freunden, ist Anlegen am Seecafé. ist Lebensgefühl, Stil und Understatement. Sloepen ist schwer zu beschreiben. Sloepen moet je doen.

Motorboot und Naturschutz

Sonntag, April 11th, 2010

Auf Werbeplakaten für Limonade  kann man gerade  lesen: „Sollen wir wirklich zurück zur Natur oder sie lieber allein lassen?“ Das ist eine gute Frage. Denn wenn man die Natur schützen will, hält man sich am Besten von ihr fern. Also lassen wir Wald, Wiese und Wasser in Ruhe und gehen ins Kino.

Aber es ist schön, in der Natur zu sein. Wir brauchen die Natur, um uns zu erholen. Und wenn wir nicht ab und zu ein bisschen Natur erleben, vergessen wir, warum wir sie überhaupt schützen sollten.

Was ist also richtig? Richtig: ein Kompromiss. (Kurzer thematischer Ausflug über den Kompromiss als einer der Meilensteine der Zivilisation? Nein? Na gut.) Ein Kompromiss also zwischen Naturschutz und Naturnutzung. Das ist in Deutschland im großen ganzen gar nicht so schlecht geregelt. (Über Regeln und Gesetze als Meilensteine der Zivilisation könnte man auch … schon gut.)

Für Boote gibt es Geschwindigkeitsbegrenzungen, es gibt Seen, die für alle oder nur für Motorboote gesperrt sind, Röhricht ist tabu usw. Das ist gut so, und wer seinen Verstand halbwegs beisammen hat, hält sich daran.

Hey, wenn ihr so für Naturschutz seid, wie könnt ihr dann Motorboot fahren? Oder sogar Boote vermieten und verkaufen? Ja, wie können wir? Schauen wir mal hin: Die große Motoryacht blubbert mitten im Fahrwasser die Havel entlang – am Rand wäre es ja auch zu flach. Am Abend wird mitten auf dem See geankert oder in den Hafen gefahren. Die brütenden Blesshühner stört das nicht. Die werden eher von Kanuten aufgescheucht, die dicht am Schilfrand entlang paddeln oder ihre Boote irgendwo an Land ziehen um zu biwakieren.

Sollen jetzt  Kanuten die wahren Umweltfrevler sein? Unsinn!  Aber es bleibt der Konflikt: Je näher wir rankommen an die Natur, desto mehr gefährden wir sie . Und in dieser Hinsicht, sind die Motorboote sicher nicht die Schlimmeren.

Aber der Motor!  Macht Krach, ölt und stinkt.  Schon mal eine große Verdrängeryacht mit Dieselmotor in 50 m Entfernung vorbeifahren gehört? Nicht? Eben. Kraftstoff oder Öl im Wasser lässt sich bei gut gewarteten Booten  vollständig vermeiden (s. oben, Regeln). Bleibt das Abgas. Das kann man nicht wegdiskutieren. Aber wer bläst mehr Kohlendioxid in die Luft: Der Yachtie mit seinem Bootsdiesel, der 3 l pro Stunde verbraucht, oder der Mountainbiker, der mit seinem Fahrrad auf dem Pkw-Dach 100 km weit fährt, um dann durch den Wald zu radeln? Es ist halt alles – ein Kompromiss.

Hansjörg