Posts Tagged ‘Niederlande’

Neue Verbindungen schaffen!

Mittwoch, Mai 30th, 2012

Ein Tweet hat mich zu dieser Meldung  geführt.  Da schlägt ein niederländischer Europapolitiker (noch dazu aus der gleichen Fraktion wie unser bayrischer Wasserstraßenhasser) eine neue Kanalverbindung vor. Und zwar vom niederländischen Twentekanal zum deutschen Mittellandkanal. Der Twentekanal endet bisher in Enschede; die neue Verbindung müsste wohl irgendwo bei Rheine in den Mittellandkanal bzw. den Dortmund-Ems-Kanal münden.

Wenn man sich das mal bei Google Maps anguckt, fällt sofort ins Auge, wie naheliegend eine solche Verbindung ist und wie sinnvoll sie wäre. Denn es gibt bisher nur drei Binnenwasserverbindungen zwischen Holland und Deutschland, von denen zwei eigentlich nicht mitgerechnet werden können. Denn der Weg über den Dollart und die Ems schließt ein Tidengewässer ein. Diesen Weg sind wir bei der Überführung der Anna K. gefahren – das ist lustig, aber doch recht langwierig. Und der Haren-Rütenbrock-Kanal ist winzig und für die Berufschifffahrt natürlich nicht zu gebrauchen. Bleibt also nur die Waal/der Rhein, und diese Wasserstraße ist schon extrem belastet. Wir sind selber mal bei Nijmegen auf der Waal geschippert – eine Autobahn ist nichts dagegen.

Also ein neuer Kanal. Ich sage dreimal Ja! dazu. Das wäre eine sinnvolle Infrastrukturmaßnahme. Sie würde die Ost-West-Verbindung für Binnenschiffe von Polen bis Frankreich entscheidend verbessern und dazu beitragen, dass mehr Gütertransporte auf das Schiff verlagert werden. Man wird wohl den einen oder anderen Frosch vor Baubeginn behutsam umsiedeln müssen. Und man darf keine Berliner an der Planung beteiligen, sonst wird der Kanal nie fertig. Aber dann könnte das was werden.

Vergesst Düsseldorf!

Mittwoch, Februar 15th, 2012

Zuerst hat man den Eindruck, die Friesen wollen unter sich bleiben. Das Messegelände (WTC) ist in Leeuwarden noch einigermaßen ausgeschildert. Aber selbst wenn man schon geparkt hat und direkt vor dem Haupteingang steht, fragt man sich immer noch: „Ist hier jetzt eigentlich wirklich die Bootsmesse?“ Große Hinweisschilder oder Flaggen mit „Boot Holland“ drauf: Fehlanzeige.

Doch drinnen dann: Kein Zweifel, wir sind richtig. Ein paar Schritte nur, und wir stehen vor den ersten klassischen holländischen Stahlyachten. Ein paar Meter weiter die nächste und in der zweiten Halle Sloepen, so weit das Auge reicht. Welch ein Kontrast zur boot Düsseldorf, wo man sich die Hacken ablaufen muss, bevor man die ersten interessanten Produkte sieht! Die Boot Holland ist winzig im Vergleich. Dafür gibt es hier konzentriert die wirklich guten Sachen.

Boot Holland: hier gibt's die wirklich guten Sachen.

Boot Holland: hier gibt's die wirklich guten Sachen.

Wer Boote mag (und ich meine richtige Boote ;-)) sollte mal im Februar in Leeuwarden vorbeischauen. In zwei Stunden hat man alles gesehen und noch das eine oder andere interessante Gespräch geführt. Boot Holland – die kleine feine Messe für Kenner.

Mit Höchstgeschwindigkeit verabschiedet

Freitag, Januar 27th, 2012

Wie schnell es manchmal geht! Letzte Woche die Experten-Anhörung und gestern schon vom Bundestag verabschiedet. Da staunt der politische Laie. Allzuviel Zeit haben sich die Abgeordneten nicht genommen, die Experten-Meinungen zu prüfen und zu überdenken.

Apropos „Experten“: Sportverbände, Wasserschutzpolizei, ADAC, Wasserwirtschaftsverband… Das waren wohl eher Interessengruppen als Fachleute. Wohlgemerkt: es spricht nichts dagegen, die Meinungen von Interessengruppen anzuhören, im Gegenteil! Aber vielleicht wäre es doch nicht so schlecht gewesen, außerdem ein paar richtige Experten anzuhören; sagen wir mal einen Sicherheitsfachmann und eine Bootsbauerin. Die hätten wohl wenigstens klar stellen können, wie schnell ein Gleiter mit 15 PS fährt. Und was es für einen Unterschied macht, wenn man mit 40 statt mit 20 km/h gegen eine Spundwand knallt.

Aber der Zug ist wohl raus. Man kann jetzt seine Hoffnung höchstens auf die Evaluierung nach 3 Jahren setzen (oder auf die Trägheit der Verwaltung beim Umsetzen der neuen Bestimmungen). Aber selbst wenn sich dann negative Auswirkungen herausstellen, wird man die neue Regelung schwer zurücknehmen können. Man denke nur an die Leute, die sich bis dahin 15-PS-Boote angeschafft haben, aber keinen Führerschein besitzen. Die werden Sturm laufen! Abgesehen davon ist so eine Überprüfung gar nicht so einfach, weil es meines Wissens im Wassersportbereich keine vernünftigen Unfallerhebungen gibt.

In einem Punkt muss ich übrigens Abbitte tun: Die FDP ist es (diesmal) nicht gewesen. Patrick Döring, verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, schrieb:

Die FDP-Bundestagsfraktion hat sich im Rahmen der Abstimmung des Koalitionsantrages, wie in unserem Positionspapier vom April letzten Jahres ausgeführt, für eine Übernahme der niederländischen Regelung ausgesprochen.

Aber die Koalitionsdisziplin wollte es anders:

Doch angesichts des Widerstandes einiger Verbände, des Bundesverkehrsministeriums und einiger Teile der CDU/CSU einigten wir uns auf den Kompromiss einer Erhöhung der PS-Grenze auf 15 PS. 

Weiter schreibt er:

In der Anhörung des Verkehrsausschusses am 18.01. erklärten u.a. ADAC und Wasserschutzpolizei, dass die von Ihnen beschriebenen Gleitboote mit einem 15 PS Motor etwa 25 km/h schnell wären.

Seltsam. Hätte man das nicht noch wenigstens ein bisschen, ein ganz kleines bisschen, prüfen können? Werden unsere Gesetze eigentlich immer auf so unsolider Informationsbasis beschlossen?

Und wo bleibt das Positive? Überrascht hat mich, dass (bis auf die Grünen – aber da kommt sicher noch was) alle Fraktionen qualifiziert auf mein Paper eingegangen sind. Hier habe ich die Antworten in einem PDF zusammengestellt.

Für mich ist die Sache aber noch nicht ganz zu Ende. Ich hätte da nämlich noch ein paar Fragen …

Weitere Quellen:

Bis 15 PS führerscheinfrei?

Freitag, Januar 20th, 2012

Die Presse berichtet von Plänen, den Wassersport zu deregulieren, z.B. hier. Hauptvorschlag: die Leistungsgrenze, von der an ein Motorbootführerschein vorgeschrieben ist, soll erhöht werden. Von jetzt 5 PS auf 15 PS.

Es ist sicher nicht schlecht, unnötige Regulierungen im Wassersport zurückzunehmen. Z.B. wäre es eine gute Idee, wenn die überflüssige Kennzeichenpflicht für Sportboote wieder aufgehoben würde. Das Beispiel Holland zeigt, dass man bestens ohne auskommt.

Aber ausgerechnet die PS-Grenze heraufsetzen? Das ist idiotisch. Zunächst einmal ist es kurios, dass der Gesetzgeber sich an der veralteten Einheit PS orientieren soll, statt an den seit den 1970er Jahren weltweit verbindlichen SI-Einheiten. Das  wirft ein Schlaglicht auf die technische Einfalt derjenigen, die den Vorschlag erarbeitet haben. Viel wichtiger ist aber: Die Gefährlichkeit eines Fahrzeugs, auch eines Wasserfahrzeugs, hat nichts mit der Leistung zu tun! (Egal ob man sie nun in kW misst oder in PS.) Entscheidend ist die Geschwindigkeit! Ein  bisschen Physik für Politiker:

In Worten: Die Bewegungsenergie ist gleich dem Produkt aus halber Masse und dem Quadrat der Geschwindigkeit. Ein Rechenbeispiel: Die kinetische Energie eines gleitfähigen Motorboots, das z.B. 300 kg wiegt, und mit seinem 15-PS-Außenborder 40 km/h schnell fährt, beträgt 18.500 Nm (Newton mal Meter). Zum Vergleich: Die Verdränger-Sloep mit 30 PS, die 1.000 kg wiegt und mit  12 km/h fährt, hat eine Bewegungsenergie von 5.500 Nm. Weniger als ein Drittel! Für welches Boot sollte man wohl eher einen Führerschein vorschreiben, liebe Politiker?

Wer bezweifelt, dass ein Motorboot mit 15 PS überhaupt so schnell fahren kann, kann sich ja mal ein paar Videos reinziehen. Z.B. dieses oder dieses.

Die holländischen Kollegen haben im Physik-Unterricht besser aufgepasst. Dort sind alle Boote mit einer Höchstgeschwindigkeit von weniger als 20 km/h führerscheinfrei. Das macht Sinn!

Nun, eine Hoffnung bleibt: Der 15 PS-Vorschlag wird offenbar vor allem von der FDP gefördert. Und die Kanzlerin hat immerhin Physik studiert. Vielleicht gibt sie ihrem Koalitionspartner mal wieder ein bisschen Nachhilfe.

Update 22.01.:
Ich habe ein Paper an den Verkehrsausschuss des Bundestags geschickt: http://dl.dropbox.com/u/23667419/Geschwindigkeitsgrenze_statt_PS-Grenze.pdf

Jubeljahr!

Montag, Januar 2nd, 2012

Das Anna-Blume-Jubiläumsjahr hat begonnen! Im Frühjahr 2002 wurde „Anna Blume“ erstmalig zu Wasser gelassen und im Sommer nach ausgiebiger Probe- und Überführungsfahrt in den Charterdienst genommen. Das obere Bild zeigt Anna Blume im März 2002 bei der Jungfernfahrt im friesischen  Woudsend – noch unter niederländischer Flagge . Das untere Bild wurde Anfang Oktober 2011 im Neuen Hafen Ziegeleipark aufgenommen. Immer noch schick, unser Pummelchen, oder? Allen Bootsfreunden (und uns selber auch)  wünschen wir ein entspanntes, sonniges und hochwasserfreies Jubiläumsjahr 2012!

Erstes Bild von Anna Blume im Wasser (März 2002)

Erstes Bild von Anna Blume im Wasser (März 2002)

Anna Blume im Oktober 2011

Anna Blume im Oktober 2011

Was macht eigentlich …

Sonntag, Dezember 18th, 2011

… Hans Webbink? Hans Webbink war bis 2010 der charismatische Chef von Antaris. Wir haben Hans als echten Bootsenthusiasten kennen gelernt, der vor Energie und vor Einfällen nur so sprühte. Die Segel/Motorsloep RB 22 Regatta ist z.B. auf seine Ideen zurückzuführen und ebenso der Cruiser MK 825 (unser Edmond Dantès). Beide sind im verschlankten und nüchterner gewordenen Programm von Antaris heute leider nicht mehr vertreten. Doch auch die neue Erfolgsserie von Antaris, die Connery, ist noch unter Hans‘ Leitung entwickelt worden. 2010 hat Hans sich aus der Geschäftsführung von Antaris zurückgezogen und seine Anteile verkauft.

Und heute? Ist er in Rente, führt seinen Dackel spazieren und lässt Papierschiffchen schwimmen? Nein, im Gegenteil. Heute spielt er mit den ganz großen Booten. Für unseren Geschmack vielleicht nicht traditionell genug, und wahrlich nicht billig. Aber die Steeler sind schon verdammt coole Schiffe. Und man sieht auch wieder Hans Webbinks Handschrift: Schaut zum Beispiel mal die NG43 Triple A in der Ausbauvariante mit den zwei Arbeitsplätzen an (indeling 2). So baut man zeitgemäße Yachten.

Wintercharter

Samstag, November 5th, 2011

Dass wir offenbar nicht die einzigen sind, die sich mit Wintercharter versuchen, zeigt dieser nette Clip von niederländischen Kollegen:

 
Vielleicht ist die Idee doch nicht so schlecht. Wir würden es allerdings nur im Notfall zulassen, mit der Anna Karenina so durch das Eis zu fahren. Im Fall von Eisgang gilt: Kostenloses Storno auch kurz vor Charterbeginn.

Het Blauwe Paradijs

Donnerstag, September 1st, 2011

Im Mai sind die Jungs der niederländischen Sloepenzeitschrift „GodeVaert“ ein paar Tage mit unserer Anna K. durch das „Blaue Paradies“ getourt. Wir berichteten darüber. Jetzt ist der Artikel erschienen. Ich habe mir mal die Mühe den Spaß gemacht, den Text zu übersetzen und mit Scanner und Grafikprogramm eine deutsche Version im Original-Layout zu erstellen. Interessant, wie die Holländer unser Revier sehen und überhaupt recht lesenswert!

Dutch Connection

Freitag, Mai 27th, 2011

Wenn wir Niederländern erzählen, was wir so treiben, kommt fast immer die erstaunte Frage: „Boote vermieten in Berlin? Ihr habt da doch gar kein Wasser, oder?“ Aaahrg! Dabei könnte man das gesamte friesische Seengebiet locker in einer Ecke von Brandenburg ablegen, und es würde kaum auffallen, dass da ein paar Seen mehr sind!

Drum bemühen wir uns schon seit längerem nach Kräften, unser Revier international bekannter zu machen. Nachdem Rens Groenendijk vor gut einem Jahr schon mal als tapfere Vorhut durch Brandenburg und Mecklenburg geschippert ist, konnten wir jetzt mit Hans und Tom zwei weitere Vertreter von „GodeVaert“ für eine Miniwoche auf die Anna K. locken. Und wie wir (ebenso unbescheiden wie realistisch) erwartet haben: die Herren waren begeistert.  Ein schöner und ausführlicher Artikel wird wohl dabei rausspringen. Ok, GodeVaert ist nicht gerade die  Washington Post – aber ein Anfang ist gemacht.

Hier kann man übrigens gucken, was Rens seinerzeit zu Papier gebracht hat. (Allerdings hat er die schlechte Angewohnheit, auf niederländisch zu schreiben.)

Endlich elektrisch?

Freitag, Februar 18th, 2011

Der Elektro-Hype hat nun auch Antaris erfasst. Man bietet jetzt die 630 (das gleiche Modell wie unsere Lucia) mit einem Elektroantrieb von Mastervolt an. Richtig neu ist das alles nicht. Elektrosloepen werden ja schon seit Jahren – überwiegend erfolglos – angeboten.

Allerdings sieht das Antaris-Konzept, das vergangenen Woche auf der Boot Holland in Leeuwarden präsentiert wurde, immerhin durchdacht und ausgereift aus: Anstelle des Motors sitzt in der Bootsmitte der schwere Batterieblock und der eigentliche (4,2 kW-) Motor wird komplett unter Wasser angeflanscht. So nebenbei spart man dabei noch die technisch aufwändige Welle mit Lagerung und Dichtung.  Angeblich soll man mit einer Batterieladung rund 8 h fahren können.

Antaris 630 mit Elektroantrieb auf der Boot Holland

Antaris 630 mit Elektroantrieb auf der Boot Holland

Wir werden nicht die Ersten sein, die das in Deutschland ausprobieren. Unsere Versuche mit alternativen Antrieben (Pflanzenöl-Diesel) sind in der Vergangenheit auf praktisch vollständiges Desinteresse gestoßen. Es lohnte sich deshalb aus unserer Sicht nicht, uns  mit den technischen Schwierigkeiten, die damit einhergingen, weiter auseinander zu setzen. Und nebenbei: Es ist auch fraglich, ob ein Elektromotor wirklich umweltfreundlicher ist als ein Diesel, der 1 bis 2  l pro Stunde verbraucht; denn irgendwo muss der Strom bekanntlich ja auch herkommen. Für Gewässer, wo Verbrennungsmotoren nicht erlaubt sind – etwa das Steinhuder Meer oder der Müggelsee außerhalb des Fahrwassers – könnte die Elektrosloep allerdings interessant sein.