Posts Tagged ‘Niederlande’

Sloepen spielen

Sonntag, August 22nd, 2010

Neulich in Friesland: Im großen Empfangsraum/Café des Antaris-Hauptquartiers in Woudsend, steht jetzt diese schöne Sloep. Raffiniertes und voraussschauendes  Marketing; denn wer schon mit vier auf einer Sloep gespielt hat, wird sich mit Vierzig nicht mit einem Außenborderboot zufrieden geben.

Die Spielsloep bei Antaris (Woudsend, NL)

Die Spielsloep bei Antaris (Woudsend, NL)

Wer sehr genau hinguckt, dem fällt vielleicht auf: Das ist gar keine Antaris-Sloep sondern eine Maril!  Stimmt.  Das liegt nicht nur daran, dass eine Antaris zu schade wäre zum Zersägen :-).  Nein, Antaris hat sich mit den ehemaligen Mitbewerbern Maril und Makma zusammengetan. Man  kann sich das etwa so vorstellen wie die  V.A.G. mit ihren Marken VW, Audi, Porsche usw.  Für uns ändert sich dadurch wenig. Wir vertreten nach wie vor Antaris in Deutschland, können jetzt aber auch mal eine Makma oder Maril importieren, falls es gewünscht wird.

Segler und Motorbootfahrer

Sonntag, Mai 16th, 2010

Ich muss mich jetzt mal outen: Ich bin ein Segler. „Was, wieso, ihr habt doch Motorboote im Angebot?!“ Stimmt, und Kajütbootfahren oder sloepen finde ich toll. Aber mit meiner kleinen Segeljolle (übrigens ein Finn-Dinghy, ja)  über den See zu schippern, ist ebenfalls ein großes Vergnügen. Ich verrate  euch ein Geheimnis: Man kann tatsächlich beides gut finden, ohne tot umzufallen.

Und ich setze noch einen drauf: Die meisten Leute, die Motorboot fahren, sind vorsichtig und rücksichtsvoll und wissen was sie tun . Und die meisten Segler sind freundlich, hilfsbereit und kommunikativ.

Warum erzähle ich hier solche Plattheiten? Weil wir in Deutschland  einen Hang zum Ideologisieren haben. Eine verhältnismäßig unwichtige Frage, nämlich welche Bootsart man bevorzugt, wird zur Identität hochgespielt. Bei Landverkehrsmitteln ist das noch viel schlimmer, wenn ich an das Gehabe zwischen Radfahrern und Autofahrern denke. Ich bin fast sicher, zwischen – sagen wir – Skifahrern und Snowboardern oder Keglern und Bowlern (das ist doch nicht ganz das Selbe, oder?)  gibt es ähnliche Aversionen.

Die niederländischen Segler (jedenfalls die meisten) kämen gar nicht auf die Idee, auf Motorbootfahrer herunterzuschauen und ihnen schlechtere Seemannschaft zu unterstellen. Und die niederländischen Motorbootfahrer (jedenfalls die meisten) halten Segler nicht für arrogante Schnösel.

Vielleicht können wir da was von unserem kleinen Nachbarland mit der großen Seefahrertradition lernen?

Gode vaert!

Donnerstag, Mai 13th, 2010

Das ist jetzt schon über eine Woche her, aber wer sagt, dass ein Blog immer brandaktuell sein muss? Jedenfalls wollten wir noch damit angeben, dass Rens Groenendijk vom Magazin „GodeVaert“ mit einem unserer Boote unterwegs war. Das „Lifestyle-Magazin rund um Sloepen und Vletten“ möchte das (bei aller Bescheidenheit) schönste Binnenrevier Europas seinen Leserinnen und Lesern nahe bringen, was wir für ein sehr gute Idee halten. Deshalb bereiste Rens Groenendijk die Gewässer von Brandenburg und Mecklenburg – wo irgendmöglich natürlich stilvoll mit einer Sloep. Klar, dass wir da mit von der Partie waren.

Gode vaert gehabt? Von links nach rechts: Don Giovanni, Günter Fengler, Rens Groenendijk, Monique de Waal

Gode vaert gehabt? Von links nach rechts: Don Giovanni, Günter Fengler, Rens Groenendijk, Monique de Waal

Auf der Etappe zwischen Fürstenberg und Zehdenick schipperte Günter den Journalisten mit „Don Giovanni“. Gut dass der Don eine Kajütsloep mit großzügigem Verdeck ist; denn das Wetter war wieder mal so, wie es immer ist, wenn wir einen Pressetermin haben. Aber Rens blieb heiter und ließ sich zum Abschluss auch das Essen im Gasthaus „Zur Fähre“ in Burgwall schmecken, obwohl der Koch dem Vernehmen nach keinen guten Tag hatte. Mal sehen, was wir demnächst im Sloepen-Lifestyle-Magazin zu lesen bekommen! Wieder ein Grund, endlich niederländisch zu lernen…

Von Friesland nach Berlin

Sonntag, April 18th, 2010

Die Überführung der Anna Karenina von der Werft in Sneek(NL) nach Berlin im April 2009

Endlich auf Fahrt! Nach einer eintägigen Probefahrt in Friesland wurden in der Werft noch einige Kleinigkeiten verbessert (zusätzliche Kleiderhaken, neue Typenaufschriften, Heizung kalibrieren …). Dann geht es los, zunächst Richtung Groningen. Der Princes-Margriet-Kanal hat recht viel Berufsschifffahrt; lässt sich aber gut befahren.

Oosterhaven in Groningen

Oosterhaven in Groningen

Den ersten Stress gibt es im „Oosterhaven“ in Groningen (den wir pünktlich zu Ostern erreichen). Wir dachten, um diese Jahreszeit sind wir praktisch alleine unterwegs – Irrtum! Der Hafen ist fast voll. Aber mit Hilfe des Hafenmeisters und freundlicher Bootfahrer aus Ostfriesland zirkeln wir die Anna Karenina in die letzte freie Lücke. Mit entschlossenem Gebrauch von Bug- und Heckstrahlruder gar nicht mal so schwierig…

Ostern im Oosterhaven

Tja, ähh… Da haben wir nicht richtig aufgepasst. An Ostern werden die meisten Klappbrücken nicht bedient. Auch die nicht auf unserer geplanten Fahrtroute. Wir wollen nicht unbedingt in einem kleinen Dorf zwei Tage lang festsitzen, bleiben also erst Mal in Groningen und denken gründlich nach.

Oosterhaven in Groningen

Groningen

So haben wir wenigstens genug Zeit, um Groningen in aller Ruhe anzuschauen. Mit unseren Freunden aus Nürnberg bummeln wir im strahlenden Sonnenschein durch die Innenstadt, die am Karsamstag voller Menschen ist. Es gibt eine traditionsreiche Unversität, außerdem Koffieshops, nette Fahrradläden, mehrere historische Armenhäuser (gab es hier besonders viele Arme oder besonders viel Barmherzigkeit?) und ein freundliches italienisches Restaurant mit allerdings gewöhnungsbedürftiger Küche (nun ja, Niederlande und Küche – schweigen wir darüber …).

Groningen-Herbrum

Groningen schön und gut, aber … Wir wollen Boot fahren!
Also noch mal genau in den „Wateralmanak“ geschaut: Die Brücken des Emskanals werden auch am Ostersonntag bedient. Na, dann machen wir halt einen Ausflug nach Delfzijl!

Die Sonne scheint, es ist warm und es macht Spaß, den schnurgeraden Kanal entlang zu fahren. Die niedrigen Brücken öffnen sich, wenn man sie nur scharf ansieht. Gewöhnungsbedürftig: Man fährt so schnell wie möglich durch, auch wenn die Ampel noch Rot/Grün zeigt. In Deutschland würde man uns dafür lynchen …

Der Dollart in Delfzijl

Der Dollart in Delfzijl

In Delfzijl sind am Ostersonntag die Bürgersteige eingerollt. Die Stadt ist … ähmm … ruhig. Das Meer auch. Grau wie Blei liegt das Wasser des Dollarts vor uns. Da kommt uns eine Idee.

Der kürzeste Weg zur Ems führt über den Dollart. Aber das ist eine Seewasserstraße und ein Tidengewässer. Damit haben wir keine Erfahrung.Aber vielleicht kann uns ja jemand helfen? Wir fragen den Hafenmeister – und es klappt! Wir engagieren einen Lotsen, der am nächsten Morgen an Bord kommt.

Bei Emden auf der Ems

Ems-Sperrwerk bei Emden

Die Tide ist uns wohlgesonnen, wir können zu menschlicher Zeit (um 10 Uhr) auslaufen. Die auflaufende Flut  treibt uns zügig in die Mündung der Ems hinein. An Emden vorbei geht es durch das eigens für die Meyer-Werft errichtete Ems-Sperrwerk. Erst weit im Binnenland (nämlich oberhalb der Schleuse Herbrum) ist die Ems kein Tidengewässer mehr. Hier steigt unser Lotse aus. Leider ist die Schleuse am Ostermontag schon um 14:00 Uhr dicht. Wir müssen also im Tidenbereich unterhalb festmachen. Bis nach Mitternacht geht es rund 3 m abwärts, dann steigt das Wasser wieder. Eigenartig – für Binnenschiffer wie uns.

Emsig über die Ems

Am nächsten Morgen: dichter Nebel. Als hinter uns eine Yacht auftaucht und in die Schleuse einfährt, schließen wir uns an. Wir wollen nur zum nächsten Steg knapp oberhalb der Schleuse. Aber wo ist der Steg? Wo ist das Ufer? Wo die andere Yacht? Wo ist oben und unten?

Schleuse Bevergern

Schleuse Bevergern

Doch der Nebel lichtet sich. Dann wird es erfreulich. Die Menschen im Emsland (einschließlich der Schleusen- wärter!) sind ungeheuer freundlich. Die Sonne scheint. Die Landschaft ist grün. Das Leben ist schön. Wir lassen uns Zeit. Durch die Schleuse Bevergern erreichen wir schließlich die Verbindung des Mittelandkanals mit dem Dortmund-Ems-Kanal. Von hier könnten wir ostwärts Berlin ansteuern. Aber wir haben erstmal andere Pläne.

Müßig im Münsterland

Was wir immer wieder hören, wenn wir im Hafen mit dem Stegnachbarn plaudern: „Was, dieses Boot geht in den Charter? Das ist nicht euer Ernst!“

In Fuestrup bei Münster scheint immer noch die Sonne. Wir empfangen alte Freunde und Stammkunden und einige neue Interessenten. Echo siehe oben. Um die Ecke vom Yachthafen ist ein Spargelhof. Das nutzen wir aus. Wir genießen das Essen, die Sonne, unsere Gäste und das schöne Boot.

Historisches Schiffhebewerk Waltrop

Historisches Schiffhebewerk Waltrop

Durch die Münsteraner Schleuse geht es weiter südwärts bis Waltrop. Ein spektakulärer Liegeplatz im Vorhafen des alten Hebewerks. Hier wird gewendet und es heißt: Kurs Hannover!

Go East!

Der Mittellandkanal – nun ja, richtig spannend ist das nicht. Nur wenn man ein Binnenschiff überholt, kommt etwas Nervenkitzel auf; denn es gibt regen Gegenverkehr. Ansonsten schnüren wir mit 12 km/h Marschfahrt entspannt den Kanal entlang. Der Diesel brubbelt mit 2.300 Umdrehungen leise im Hintergrund. Wir kommen gut voran, denn die erste Schleuse kommt erst wieder hinter Hannover.

Festgemacht am Mittellandkanal

Festgemacht am Mittellandkanal

Auch wenn man sich zum Übernachten eine breite Stelle aussucht: Der Sog und der Schwell der (auch während der Nacht) vorbei fahrenden Binnenschiffe machen sich deutlich bemerkbar. Da heißt es ordentlich vertäuen.Und wer sein Boot liebt, bringt lieber noch einen Fender mehr aus …

In Hannover bleiben wir übers Wochenende. Die Sonne scheint immer noch, der Hafen ist nett und viele Freunden und Gäste kommen vorbei.

Schleuse Hohenwarthe

Schleuse Hohenwarthe

In zwei schnellen Etappen geht es danach über den MLK zum schönen neuen Yachthafen in Haldensleben. Die aus Tschechien stammende Hafenmeisterin empfängt uns herzlich. Natürlich stehen Gulasch und böhmische Knödel auf der Karte der Hafenklause …

Die Sonne und das Glück lachen uns weiter, denn ohne Wartezeit brettern wir hinter zwei Berufsschiffen über die Kanalbrücke, welche die Elbe überquert und dann auch in die Schleuse Hohenwarthe. (Dort allerdings passen wir gerade so noch rein.)

Auf dem Elbe-Havel-Kanal wird es dann langsam beschaulicher. Fast hat Anna K. schon ihr Heimatrevier erreicht. Für heute machen wir fest im Sportboothafen Genthin, der von uns und einem holländischen 15 m – Schiff fast schon gefüllt ist.

Bräsig in Brandenburg

Die Überführung ist praktisch geschafft, Anna K. schippert in Heimatgewässern. Zeit auch für die Skipper, sich ein wenig zu entspannen. In Brandenburg an der Havel stehen dafür praktischerweise Liegen bereit.

Fisch in Brandenburg

Fisch in Brandenburg

Vorsichtige Leute sind die Brandenburger. Selbst die Metallfische werden in Käfige gesperrt. Aber vielleicht wurde diese Vorsichtsmaßnahme erst getroffen, als von der artenreichen Fischpopulation nur noch der Flussbarsch (Bild), der Karpfen, der Zander und der Hecht im Park übrig geblieben waren.

In Rathenow, etwas unterhalb von Brandenburg, gibt’s im strahlenden Sonnenschein des ersten Maimorgens noch einmal eine Fotosession. Anschließend fahren wir mit der ersten Schleusung des Jahres (!) durch die Stadtschleuse Rathenow – neuen Abenteuern entgegen?

Stilvoll nach Steglitz

Noch ein Stückchen havelabwärts und dann rechts … geht es über die Hohennauener Wasserstraße auf den gleichnamigen See. Eigentlich zog uns ja der Ort mit dem schönen Namen „Wassersuppe“ an. Dann ist uns aber doch mehr nach Fischsuppe und wir machen am Fisch-Restaurant „Strandgut“ fest. Nicht übel!

Porta Helena

Porta Helena

Gesättigt kehren wir um und erreichen abends wieder Brandenburg. Hier steigen am nächsten Morgen Freunde zu. Eigentlich wollten wir in Werder Station machen, aber da ist Baumblütenfest, ein Riesenrummel und Mordskrach. Wer’s mag…  Wir nicht, deshalb fahren wir weiter nach Glindow, zur ruhigen und freundlichen Porta Helena.

Kaum ein Einwohner dieses gutbürgerlichen Berliner Bezirks wird wissen, dass Steglitz einen Hafen hat. Im urgemütlichen kleinen Yachthafen des MRC machen wir fest und begießen das Ende der Reise mit einem guten Tropfen.