In seinem journalistischen Alltag verfasst Dr. Fritzl vornehmlich nüchterne Publikationen für die Österreichischen Volksbanken. Aber ein Urlaub mit unserer Diva auf den Storkower Gewässern ließ ihn ins Schwärmen geraten. Ein schöner und unbedingt lesenswerter Artikel.
Posts Tagged ‘Brandenburg’
Der Anna-Blume-Effekt
Mittwoch, Oktober 27th, 2010Im Kielwasser der Sphinx V
Freitag, Oktober 1st, 2010Ein kurzes Stück Kanal, dann fahrern wir von Prieros kommend Richtung Teupitz in die Schmölde ein, einen langgezogenen See mit waldigen Ufern. Wir sind jetzt in der Seenkette der Teupitzer Gewässer, deren Kilometrierung in Prieros mit Null begonnen hat. Lassen wir nochmal Fontane zu Wort kommen:
Alles war bis dahin gut gegangen, und zu endgültiger Bewährung der »Sphinx« fehlte nur noch ein Zwischenfall, ein »Accident«. Auch dieser sollte nicht ausbleiben. Kaum in den Hölzernen See, nomen est omen, eingefahren, so saßen wir fest.
Noch heute weisen die Teupitzer Gewässer einige Untiefen auf – auch unsere Anna Karenina musste sich auf dem Köriser See schon einmal von der (dort sehr freundlichen) Wasserschutzpolizei frei schleppen lassen. Wer sich nicht wirklich gut auskennt, sollte das betonnte Fahrwasser einhalten.
Zwischen Neue Mühle und Teupitz gibt es keine einzige Schleuse. Lediglich eine kleine Klappbrücke, die in den Sommermonaten zu jeder vollen Stunde bedient wird, ist bei Groß Köris zu passieren. (Auch wenn es schon nervt, es muss nochmal gesagt werden: Mit der Sloep passt man auch unter der geschlossenen Brücke durch.)
Dann fährt man über Seen, die so schöne Namen haben wie „Großer Moddersee“, weiter zum relativ großen Teupitzsee. Hier ist das Ende der Wasserstraße. Im Teupitzsee gibt es drei Inseln und viele Buchten. Da der See obendrein recht flach ist, eignet er sich gut zum Ankern. Man kann aber auch in der kleinen Marina anlegen, die von der Familie Kaubisch betrieben wird.

Am Teupitzsee
Der Dichter hat das letzte Wort:
Der Teupitzsee ist fast eine Meile lang und eine Viertelmeile breit, an einigen Stellen, wo er sich buchtet, auch breiter. Sein Wasser ist hellgrün, frisch und leichtflüssig; Hügel mit Feldern und Hecken fassen ihn ein, und außer der schmalen Halbinsel, die das Schloß trägt und sich bis tief in den See hinein erstreckt, schwimmen große und kleine Inseln auf der schönen Wasserfläche umher.
Ende
Im Kielwasser der Sphinx IV
Freitag, September 10th, 2010Frisch gestärkt kann man es wagen, weiter den Quellen der Dahme entgegen zu fahren. Der Fluss fließt unaufgeregt und etwas träge durch die idyllische Wiesenlandschaft, und nur eine Koeh moeht der Sloep mitunter freundlich zu.

Auf dem Oberlauf der Dahme
Langsam und unmerklich gleiten wir zurück in eine andere Zeit. In Märkisch Buchholz scheint sich seit den 1950er Jahren nichts verändert zu haben. Hauptattraktion des Ortes ist das kaskadenförmige Wehr, an dem (manchmal) sogar Strom produziert wird. Weiter aufwärts ist die Dahme nicht mehr schiffbar und nach oben auf den Umflutkanal, der hier eine Art Kurzschluss zur Spree darstellt, kämen wir nur über die Bootsschleppe, die aber nur für sehr kleine Boote geeignet ist.

Die Bootschleppe in Märkisch Buchholz
Fontane ist in Prieros gleich weiter in Richtung Teupitz gefahren. Möglicherweise war die Dahme seinerzeit auch nicht weiter flussaufwärts schiffbar – denn die Schleusen gab es offenbar noch nicht.
Wird fortgesetzt
Im Kielwasser der Sphinx III
Donnerstag, September 2nd, 2010Der Ort Dolgenbrodt, den wir anschließend passieren, ist zu Beginn der 1990er Jahre auf höchst unrühmliche Art bekannt geworden. Fast das ganze Dorf hat damals zusammengelegt, um einen Nazi zu bezahlen, damit er das im Bau befindliche Flüchtlingswohnheim ansteckt. Und es scheint fast, als wären Reste dieser xenophoben Einstellung dort heute noch lebendig. Der Wirt des Biergartens hat das Ufer mit Verbotsschildern jedenfalls nur so gespickt.

Schilderwald in Dolgenbrodt (Bild: Peter Lüsse)
Aus dem Logbuch der Anna Blume:
Hinter dem Dolgensee, bei „Kuddels lustiger Stube“, brüllt uns jemand an, wir sollen die Kamera ausmachen.
Nun, wir müssen ja nicht in Dolgenbrodt anlegen. Anderswo werden zahlende Gäste (und vielleicht auch hilfesuchende Fremde?) freundlicher empfangen. Zum Beispiel im nahen Prieros, einem Knotenpunkt romantischer Binnenwasserstraßen. Hier zweigen ostwärts die Storkower Gewässer ab, über die an anderer Stelle zu berichten sein wird. Etwas flussaufwärts geht es von der Dahme – der Hauptwasserstraße folgend – in die Teupitzer Gewässer. Es lohnt sich aber, nach links die Bundeswasserstraße zu verlassen und auf einem der seltenen Brandenburger Landesgewässer weiter dahmeaufwärts zu fahren. Eine Schleuse, und wir erreichen den stillen und sauberen Streganzer See. Hier sollte man es nicht verpassen, rechter Hand am Hotel „Waldhaus Prieros“ anzulegen, dessen Hauptgebäude übrigens früher die Villa von Wilhelm Pieck war. Der Garten des Waldhotels ist eine Sensation, und gut essen kann man dort obendrein.

Der Garten des Waldhauses Prieros ist eine Sensation.
Wird fortgesetzt.
Im Kielwasser der Spinx II
Sonntag, August 29th, 2010Wir erreichen Schmöckwitz. Die Brücke, unter der wir auf den Zeuthener See fahren, existierte auch schon zu Fontanes Zeiten. Es scheint allerdings, dass die „Sphinx“ darunter hindurch passte, ohne den Mast legen zu müssen.

Schmöckwitzer Brücke (Bild: Will Sagen)
Weiter geht es, am Seehotel Zeuthen und beim genialen Marineservice Niederlehme vorbei zur Schleuse Neue Mühle. Eine kleine, hübsche Schleuse mit freundlichen Schleusenwärtern. Die Klappbrücke ist ungeöffnet 2,10 m hoch- mit der Sloep passen wir da locker durch. An uns soll’s nicht liegen.

Seehotel Zeuthen

Schleuse Neue Mühle in Königs Wusterhausen (Bild: Alexander Schiwietz
Nach dem Krimnicksee und dem anschließenden Krüpelsee ändert sich die Szenerie: die Dahme wird enger und wieder als Fluss erkennbar, der sich durch den Wald schlängelt. Dann der flache Dolgensee, auf dem man besser das Fahrwasser einhalten sollte, um nicht aufzulaufen.
Wird fortgesetzt.
Im Kielwasser der Sphinx
Mittwoch, August 25th, 2010„Nimm Dir Essen mit, wir fahr’n nach Brandenburg.“ singt Rainald Grebe. Diese Besorgnis ist nicht neu. Denn schon als Theodor Fontane 1874 in Köpenick an Bord des Segelschiffes „Sphinx“ ging, wurde reichlich Proviant gebunkert:
Es wurden eingeschifft: 120 Flaschen Tivolibier, 120 Flaschen Sodawasser, 30 Flaschen Bordeaux, 3 Filets, 2 Schock Eier, 1 Butterfaß, 1 Zuckerhut, 1 Baumkuchen, 6 Flaschen Scharlachberger und 1 Dutzend Flaschen Champagner.
Die fünf Herren (bzw. die vier Herren und ein Diener …) hatten vor, die „Wendische Spree“ (die heutige Dahme) zu erkunden. Auch Fontane fragt sich:
Durch welche Gegenden mußten wir kommen, um zu solchen Vorsichtsmaßregeln gezwungen zu sein!
Aus eigener Erfahrung kann ich heute feststellen: Man kommt auf der Tour nach Teupitz auch mit etwas weniger Proviant aus. Es liegt sogar das eine oder andere Gasthaus an der Strecke, wo man ordentlich verköstigt wird. Theoretisch könnte man schon an Fontanes Startpunkt einkehren: Denn auf der Köpenicker Schlossinsel, an deren Südspitze die „Sphinx“ bereit lag, gibt es heute auch ein Schlosscafé.

Schloss Köpenick
Fontanes unterhaltsame Schilderung seiner Abenteuerreise kann man z.B. hier nachlesen. Wir starten einstweilen im zeitgemäßen Motorboot (mit umweltfreundlichem und leisem Einbaudiesel versteht sich) und tuckern südwärts auf den Langen See. Der trägt seinen Namen zu Recht. Vor allem die Vorbeifahrt an der zwei Kilometer langen Ruder-Regattastrecke zieht sich. Wenn man Pech hat, findet gerade eine Regatta statt, und die Strecke ist gesperrt. Am besten vorher Elwis fragen. Übrigens trugen schon zu Fontanes Zeiten die Gentlemen hier ihre Segelregattten aus.

Regattastrecke am Langen See
Wird fortgesetzt.
Im sonnigen Osten
Donnerstag, Juli 29th, 2010„Richtung Nordosten freundlicher“. Schon mal mitgezählt, wie oft man das oder etwas Ähnliches im Wetterbericht hört? Es ist tatsächlich so: In Berlin/Brandenburg stehen die Chancen für trockenes Wetter besser als anderswo. Ostdeutschland hat im Sommer mehr Sonnenstunden und eine geringere Regenmenge als der Rest der Republik.
Im Moment zum Beispiel: Die Großwetterlage ist durchwachsen und im Westen regnet es reichlich. Aber an der Elbe scheinen die Regenwolken wie so oft anzuhalten. Hier ist es seit vielen Tagen sonnig bei Temperaturen an die 25° C. Und am Wochenende soll es wieder richtig warm werden.
Obwohl Berlin und Hamburg nur knapp drei Autostunden voneinander entfernt sind, liegen sie in unterschiedlichen Klimazonen: Hamburg ozeanisch/feucht, Berlin kontinental/trocken. Das ist tatsächlich spürbar. Es lohnt sich, immer mal einen Blick auf die regionalen Wettervorhersagen zu werfen, z.B. in der BLogbuch-Navigationsleiste. Wenn es in Köln oder Münster regnet, ist es bei uns häufig knochentrocken.

Sonnige Uckermark
Die Bonner Beamten, die nach Berlin umziehen mussten durften, sind meine Zeugen: Vieles in Berlin mag ihnen vielleicht nicht gefallen, aber eins müssen sie zugeben: das Wetter hier ist besser.
Sloepen-Rochade
Dienstag, Juli 13th, 2010Heute ist endlich mal wieder ein kühler Tag in unserer Region (Höchsttemperatur 29° ….). Den haben wir gut erwischt, denn dann scheint Günter die erbarmungslose Brandenburger Sonne nicht so aufs Haupt, wenn er unsere Lucia nach Zehdenick überführt. Zur Stunde (9:30 Uhr) passiert er gerade die Mühlendammschleuse.
In Zehdenick wird Lucia gekrant und über Land zur Müritz transportiert. Dort bleibt sie die nächsten vier Wochen – ein Stammgast hat die Sloep für seinen ganzen Mecklenburg-Urlaub gechartert. Vorbildlich.
Und Berlin ist jetzt bootlos? Aber nein. Diva nimmt so lange den Platz der Lucia am essentis-Hotel an der Spree ein. Mitte/Ende August kommt Lucia zurück nach Berlin und die Diva tritt in Mildenberg auf.
Nach dem auch für uns überraschend großen Erfolg der Don Giovanni wollen wir nämlich noch einen drauf setzen und riskieren es: ein Boot mit offenem Steuerstand für Tagesausflüge, Wochenendtrips und längere Touren in Brandenburg. Wenn es im dauerfeuchten Holland kein Problem ist, mit offenen Booten zu reisen, warum sollte es dann eines im regenarmen Brandenburg sein?
Neue Karten
Freitag, Juni 25th, 2010Unsere touristische Überblicks-Wasserkarte „Nordostdeutsches Seenland“ geht in die zweite Auflage. Die jetzt druckfrisch vorliegende neue Fassung unterscheidet sich von der ersten durch das neue Titelbild und einige kleinere Aktualisierungen. Außerdem ist sie jetzt in Hochglanz gedruckt. Wer eine möchte: Anforderungsmail (mit Absenderangabe!) genügt. Die Mail-Adresse steht im Impressum.

Unsere Wasserkarte in neuer Auflage
Begegnung auf der Dahme
Freitag, Juni 18th, 2010Wie berichtet ist Susanna verkauft worden. Der Käufer hat aber erst ab Herbst Verwendung für das Boot, solange bleibt es in unserer Obhut. Drum habe ich die Sloep jetzt an unseren privaten Liegeplatz verschubt – eine schöne Tour vom Kalksee in die Teupitzer Gewässer. Der Himmel ist blau die Sonne scheint, das Boot schnurrt vor sich hin und die Dahme ist leer, fast einsam. Ein Tag zum Sloepen!
Beim Marineservice Niederlehme, wo ich auf ein Paar Wiener Station mache und mal kurz das Festnetz-Telefon benutzen darf (denn das Handy liegt zu Hause auf dem Tisch 🙁 ), erfahre ich, dass die Anna Karenina kurz zuvor vorbeikam und ebenfalls Kurs Teupitz genommen hat.
Und richtig: Am Hölzernen See, nahe Klein-Köris, fährt gerade eine Jetten 40 Sedan elegant und majestätisch an den Steg, als ich vorbeituckere. Da muss ich natürlich Guten Tag sagen. Als ich die Anna K. dort liegen sehe, wird mir mal wieder klar, wie sehr so ein nobler Stahlkreuzer auf unseren Gewässern aus dem Rahmen fällt. Was Ansprüche an Boote und Yachten angeht, ist Deutschland wirklich noch ein Entwicklungsland. Aber wir arbeiten daran …