Charterkunden haben’s schwer

März 1st, 2012

Neulich am Telefon.
Potenzieller Chartergast: „Ja, und die Polster, die man auf den Fotos im Internet sehen kann, sind die auf dem Boot auch wirklich drauf?“
Anna Blume Bootcharter: „ … Äh … ja, natürlich. …(???)“
Potenzieller Chartergast: „Ja, letztes Jahr habe ich woanders gechartert, und da waren dann gar keine Polster in der Plicht; die hatten sie nur für die Werbefotos hingelegt.“

Da bleibt einem ja doch kurz die Luft weg.  Nach dem Kollegen, der für die Benutzung  des Bugstrahlruders eine Extra-Gebühr forderte (gab es wirklich!), ist das schon eine Spitzenleistung. Zum Glück sind das unrühmliche Ausnahmen. Die allermeisten Mitbewerber sind seriös und haben eine nachvollziehbare Preisstruktur.

Obwohl … So einmal im Jahr schauen wir uns stichprobenartig die Angebote unserer Mitbewerber an. Wir wollen wissen, wo wir stehen. Wir versetzen uns also in die Rolle eines  Charterers, der die Angebote der verschiedenen Firmen vergleicht. Das ist gar nicht so einfach! Natürlich haben alle ihre Preislisten im Internet. Und mittlerweile ist auch bei (fast) allen die Endreinigung im Wochenpreis inbegriffen (was im Übrigen vorgeschrieben ist).

Aber dann geht’s los: Zuerst muss man aus einem Dickicht von Frühbucher-, Spätbucher-, Wiederbucher- und Neubucherrabatten sich das Passende raussuchen und Prozentrechnen üben. Das ist vielleicht noch ganz nett, denn dadurch wird’s ja billiger. Dann aber ein Blick in die „Extra“-Liste: Bettwäsche pro Person und Woche: 10 €, Handtücher: 6 €. Aha. Wenn Bettwäsche nicht dazu gehört, was fehlt dann noch? Das ist gar nicht so leicht rauszukriegen. Bei einem Mitbewerber sieht man es indirekt, wenn man das Inclusive-Paket anschaut, das er gegen Aufpreis anbietet. Da sind dann solche Luxusgegenstände drin wie Toilettenpapier und Geschirrhandtücher. Ich wäre ehrlich gesagt nicht darauf gekommen, so etwas mitzubringen (zumal – verständlicherweise – spezielles Toilettenpapier gefordert wird).

Insgesamt ist der Preisvergleich bei Charterangeboten schwieriger als bei Autos. Was bei dem einen Aufpreis kostet, ist bei dem anderen drin, und wieder einer verkauft das Lenkrad nur gegen Aufpreis. Bis man für drei oder vier Anbieter wirklich vergleichbare Angebote zusammengefriemelt hat, das dauert.

Wir versuchen es dagegen einfach zu halten: Auf unsere Boote muss man nur seine persönlichen Sachen und Proviant mitbringen. Alles andere ist an Bord. Die Betten sind bezogen. Und was es kostet, steht hier und hier. Punkt.

Kunst am Boot

Februar 23rd, 2012

Unter strenger Geheimhaltung haben wir es vorbereitet. Kein Sterbenswörtchen ist nach außen gedrungen. Und gestern sind wir inkognito, im Schutz der Dunkelheit und auf Umwegen nach Thüringen gereist, um alles klar zu machen.

Doch jetzt wird der Schleier gelüftet: Das Anna-Blume-Design-Geschirr, von der renommierten Firma Kahla eigens für uns angefertigt. Das Foto zeigt die Nullserie im Ausstellungsraum von Kahla. Wir haben das Service zur Produktion freigegeben: flache Teller, tiefe Teller, Frühstücksteller, kleine Kaffeetassen, Müslischalen, große Kaffeebecher und Eierbecher, alle in unserem eigenen Design, gestaltet von der Berliner Künstlerin Eileen Dreher und basierend auf der „Pronto“-Linie von Kahla.

Das neue Anna-Blume-Design-Geschirr

Das neue Anna-Blume-Design-Geschirr

Aus vielen verschiedenen Entwürfen von Eileen Dreher haben wir uns für dieses Motiv entschieden. Eine einfache und klare Tuscheskizze, wie ein japanisches Schriftzeichen, auf das Wesentliche reduziert aber deutlich erkennbar. Natürlich hat unser „Don Giovanni“ dafür Modell gestanden. Auf dem Geschirr wird das Motiv nicht schwarz sondern in dunklem Marineblau wiedergegeben.

Das japanische Schriftzeichen für Boot (von Eileen Dreher)

Das japanische Schriftzeichen für Boot (von Eileen Dreher)

Wir werden zur neuen Saison alle Boote vollständig mit dem neuen Geschirr ausstatten. Unnötig zu sagen, dass es sich um ausgesprochen hochwertiges Porzellan handelt – vollständig made in Germany übrigens. Gibt es eine andere Charterflotte, die ihr eigenes Design-Geschirr hat? Ich glaube kaum.

Ach, und wem das Geschirr so gut gefällt, dass er es am liebsten mit nach Hause nehmen will, braucht es nicht unauffällig in den Seesack gleiten zu lassen. Wir lassen ein bisschen mehr anfertigen; man wird es also ab 1.4.2012 völlig legal und preiswert (aber keineswegs billig) bei uns erwerben können.

Das war der erste Streich zum Jubiläumsjahr.

Zu wenig Leistung!

Februar 16th, 2012

Im Zuge der Diskussion um die Führerscheinregelung fiel mir auf, dass ein Problem offenbar noch kaum angesprochen wurde: die Untermotorisierung. Das klingt paradox, soll doch die Leistungsgrenze für führerscheinfreie Boote  gerade von 5 auf 15 PS erhöht werden. Aber schon jetzt verleitet die PS-Grenze für die Führerscheinfreiheit dazu, verhältnismäßig große Wasserfahrzeuge mit einer Motorleistung auszustatten, die zu gering ist, um das Gefährt bei Wind oder Strömung sicher zu manövrieren. (Man google z.B. einfach mal „Floß mieten führerscheinfrei“). Warum die Zulassungspraxis dem keinen Riegel vorschiebt, weiß ich nicht. Aber sie tut es offensichtlich nicht.

Eine Erhöhung der Leistungsgrenze würde das Problem verschärfen; denn dadurch kämen viele in Versuchung, noch größere Boote (womöglich bis hin zum 15-m-Hausboot) mit lediglich 15 PS auszustatten, um sie führerscheinfrei zu halten. Es wäre also mit einer wachsenden Flotte nur eingeschränkt manövrierbarer Wasserfahrzeuge zu rechnen.

Wir kriegen mit der geplanten Neuregelung nicht nur mehr umherflitzende Schlauchbootkids, die die Ausweichregeln nicht kennen, sondern auch noch  eine wachsende Zahl  großer behäbiger Schiffe, die bei Windstärke 4 kaum noch manövrierbar sind. Und das auf allen Wasserstraßen – nicht nur dort, wo heute die Charterscheinregelung gilt.

Ein Motiv mehr, nicht aufzugeben. Ich habe deshalb die zuständigen Abgeordneten aller Bundestagsfraktionen noch einmal angeschrieben und ergänzende Fragen gestellt.

Ein Argument gegen die Geschwindigkeitsgrenze nach holländischem Vorbild war stets, dass man das schwer kontrollieren könnte. Das Argument ist nicht abwegig ( obwohl die Holländer damit offensichtlich klar kommen). Als Lösung und gangbaren Kompromiss habe ich deshalb vorgeschlagen, eine Grenze für das Leistungsgewicht führerscheinfreier Boote festzusetzen. Mit einem vernünftigen minimalen Leistungsgewicht könnte sichergestellt werden, dass führerscheinfreie Boote nicht ins Gleiten kommen. Das wäre gleichbedeutend mit einer Geschwindigkeitsgrenze, aber leicht zu kontrollieren; denn Verdrängung und Leistung stehen in den Papieren. Mehr Informationen dazu gibt es in dem Paper, das ich als Anhang auch an die Bundestagsabgeordneten gesandt habe.

Vergesst Düsseldorf!

Februar 15th, 2012

Zuerst hat man den Eindruck, die Friesen wollen unter sich bleiben. Das Messegelände (WTC) ist in Leeuwarden noch einigermaßen ausgeschildert. Aber selbst wenn man schon geparkt hat und direkt vor dem Haupteingang steht, fragt man sich immer noch: „Ist hier jetzt eigentlich wirklich die Bootsmesse?“ Große Hinweisschilder oder Flaggen mit „Boot Holland“ drauf: Fehlanzeige.

Doch drinnen dann: Kein Zweifel, wir sind richtig. Ein paar Schritte nur, und wir stehen vor den ersten klassischen holländischen Stahlyachten. Ein paar Meter weiter die nächste und in der zweiten Halle Sloepen, so weit das Auge reicht. Welch ein Kontrast zur boot Düsseldorf, wo man sich die Hacken ablaufen muss, bevor man die ersten interessanten Produkte sieht! Die Boot Holland ist winzig im Vergleich. Dafür gibt es hier konzentriert die wirklich guten Sachen.

Boot Holland: hier gibt's die wirklich guten Sachen.

Boot Holland: hier gibt's die wirklich guten Sachen.

Wer Boote mag (und ich meine richtige Boote ;-)) sollte mal im Februar in Leeuwarden vorbeischauen. In zwei Stunden hat man alles gesehen und noch das eine oder andere interessante Gespräch geführt. Boot Holland – die kleine feine Messe für Kenner.

Weiter mit 15 PS

Februar 9th, 2012

Die Ehre der Grünen ist  gerettet. Gestern traf hier eine ausführliche Antwort vorn Frau Dr. Valerie Wilms (GRÜNE) ein. Ich habe den Wortlaut an die Datei mit den gesammelten Antworten der Parteien angehängt.

Kurz zusammengefasst: Die Grünen sind – was nicht weiter überrascht – gegen die Erhöhung der PS-Grenze. Auch einer geschwindigkeitsabhängigen Neuregelung stehen sie skeptisch gegenüber. Interessant war der Link zum Protokoll der Expertenanhörung, der jetzt aber nicht mehr funktioniert. Ich habe das Protokoll aber hier. (6 MB)

Nachdem mir nun die Antworten aller Bundestagsparteien vorliegen, werde ich den Damen und Herren wohl ein bisschen auf die Nerven gehen und nochmal nachfragen. Bis ich die Nachfragen formuliert habe, wird es aber etwas dauern – diese Politik ist irgendwie anstrengend.

Neues vom Bundestag

Februar 7th, 2012

Gestern bekam ich noch folgende Mail:

Sehr geehrter Herr Leser,

ich danke Ihnen sehr für Ihre E-Mail vom 22. Januar 2012, in der Sie dafür werben, dass die Führerscheinpflicht für Motorboote nicht an der Leistungsgrenze sondern an der tatsächlich erreichbaren Höchstgeschwindigkeit ausgerichtet wird.

Dieser Argumentation kann ich gut folgen und werde daher Ihr Anliegen an die zuständigen Fachpolitiker meiner Fraktion weiterleiten.

Ich hoffe, in Ihrem Sinne gehandelt zu haben und verbleibe
mit den besten Grüßen
Kai Wegner

Mitglied des Deutschen Bundestages
Vorsitzender der Landesgruppe Berlin in der CDU/CSU-Fraktion

(Hervorhebung von Anna Blume BLogbuch)

Man liest und staunt. Sollte mein Briefchen am Ende doch noch Anlass für eine Korrektur werden, obwohl das Gesetz im Prinzip schon verabschiedet wurde? Kann ich eigentlich kaum glauben.

Eins muss ich zum Lobe  der sonst wenig gelobten Volksvertreter aber feststellen: Ich war überrascht, dass alle (bis auf die Grünen :-() geantwortet haben und qualifiziert auf meinen Vorschlag eingegangen sind. Ich weiß natürlich nicht, ob die Abgeordeten das jeweils selbst verfasst haben oder jemand aus ihrem Team, aber das spielt im Grunde keine Rolle.

10 Jahre Anna Blume

Januar 30th, 2012

10 Jahre gehen verdammt schnell rum. Trotzdem, wenn man zurückblickt, ist doch eine Menge passiert. Bevor es im Frühjahr mit den Feierlichkeiten richtig los geht, interessiert es vielleicht den einen oder die  andere, wie sich unsere Firma in den letzten 10 Jahren entwickelt hat:

August 2002

„Ein Boot mit offener Plicht? Keine Achterkajüte? Das wird nix, das will keiner.“ So die einhellige Meinung der erfahrenen Charterkollegen. Wir versuchen es trotzdem und lassen Anna Blume von einem Dienstleister an der Müritz verchartern.

"Ein Boot ohne Achterkajüte? Geht gar nicht!"

"Ein Boot ohne Achterkajüte? Geht gar nicht!" Anna Blume 2002 in Holland.

2003

Anna Blume ist ausgebucht und im Revier bald bekannt wie ein bunter Hund. Am Saisonende kündigen wir dem Dienstleister und nehmen die Vercharterung in eigene Hände. Anna Blume wird im Alten Hafen am Ziegeleipark bei Zehdenick stationiert.

Unsere erste Sloep

Unsere erste Sloep

2004

Während einer Holland-Reise läuft uns „Papagena“ zu, unsere erste Sloep. Die Sloepenvermietung in Berlin beginnt.

2005

„Felix Krull“, der kleine feine Stahlkreuzer, wird Anna Blume zur Seite gestellt.

Felix Krull im Stadthafen Zehdenick

Felix Krull im Stadthafen Zehdenick

2006

Fußball-„Sommermärchen“ in Deutschland. Schöner warmer Sommer. Für uns viel Arbeit aber auch viel Spaß im Hafen.

Piet Hein stößt zur Flotte

Piet Hein stößt zur Flotte

2007

Eignerboot „Piet Hein“  stößt in Zehdenick dazu und in Berlin kommt „Zerlina“  als kleine Schwester von Papagena zum Einsatz. Bei Zerlina experimentieren wir mit Pflanzenölantrieb.

Mit drei Kajütbooten ist die Flotte jetzt so groß, dass wir Hilfe brauchen: Günter kommt an Bord, erst stundenweise, seit 2009 fest angestellt.

Don Giovanni am Haken

Don Giovanni am Haken

2008

Ein turbulentes Jahr. Die beiden Interboat-Sloepen werden durch Antaris-Boote  ersetzt, darunter die Segel-Sloep „Susanna“.  Wir übernehmen die Antaris-Vertretung im Raum Berlin. Der schöne „Don Giovanni“ kommt dazu und wird zunächst nur mit Skipper im Berliner Raum verchartert. Am Ende der Saison verkaufen wir Felix Krull – mit einer Träne im Knopfloch.

Ich hätte sie gern behalten. Die Segelsloep Susanna

Ich hätte sie gern behalten. Die Segelsloep Susanna (Bild: Markus Winninghoff)

2009

Noch so ein Jahr mit viel Action: Im März wird Edmond Dantès geliefert. Kuriosum am Rande: Durch einen Fehler der Spedition steht der Lkw mit dem Boot plötzlich vor unserer Kreuzberger Büroadresse statt am Kran in Zehdenick. Ein Glück,  dass der Lkw-Fahrer wenigstens nicht in die Sackgasse eingefahren ist!

Im April lassen wir es es uns nicht nehmen, unser neues Flaggschiff, die 12-m-Yacht „Anna Karenina“ selbst zu überführen. Ein tolle Reise quer durch Deutschland, mit vielen Gelegenheiten das Boot im Hafen bestaunen zu lassen.

Außerdem ziehen wir im Juli nach zweieinhalb Jahren Intermezzo (Stadthafen Zehdenick und Marina Liebenwalde)  zurück zum Ziegeleipark, jetzt aber in den Neuen Hafen. Don Giovanni kommt mit und wird von nun an wie die anderen Boote an Selbstfahrer vermietet.  Wir sind gekommen um zu bleiben.

Na ja, ein Kanal ist da. Aber wo ist der Kran?

Na ja, ein Kanal ist da. Aber wo ist der Kran?

 

Here she comes ... Anna Karenina läuft in Heimatgewässern ein.

Here she comes ... Anna Karenina läuft in Heimatgewässern ein.

2010

Wir kommen nicht drum rum: Nur wenige Kenner wissen die Qualitäten der Segelsloep Susanna zu schätzen. Also verkaufen wir Susanna schweren Herzens, wagen aber gleich ein neues Experiment: Die flotte Tendersloep „Diva“.  Ein vergleichbares Boot wird bisher in unserem Revier nicht angeboten.

Einzigartig: Tender-Sloep Diva.

Einzigartig: Tender-Sloep Diva. (Bild: Markus Winninghoff)

2011

Der Katastrophensommer. Es regnet wochenlang ununterbrochen. Die Flüsse laufen über und die Schifffahrt auf der Oberhavel wird für einige Wochen eingestellt. Doch unsere Gäste lassen sich den Spaß nicht verderben  und machen das Beste draus. Dafür noch einmal vielen Dank! Der Herbst wird schon wieder schön.

Land unter an der Oberhavel

Land unter an der Oberhavel

2012

Anna Blume Bootcharter feiert ihr zehnjähriges Jubiläum.
Wir haben einiges geplant. Mehr wird noch nicht verraten.


Mit Höchstgeschwindigkeit verabschiedet

Januar 27th, 2012

Wie schnell es manchmal geht! Letzte Woche die Experten-Anhörung und gestern schon vom Bundestag verabschiedet. Da staunt der politische Laie. Allzuviel Zeit haben sich die Abgeordneten nicht genommen, die Experten-Meinungen zu prüfen und zu überdenken.

Apropos „Experten“: Sportverbände, Wasserschutzpolizei, ADAC, Wasserwirtschaftsverband… Das waren wohl eher Interessengruppen als Fachleute. Wohlgemerkt: es spricht nichts dagegen, die Meinungen von Interessengruppen anzuhören, im Gegenteil! Aber vielleicht wäre es doch nicht so schlecht gewesen, außerdem ein paar richtige Experten anzuhören; sagen wir mal einen Sicherheitsfachmann und eine Bootsbauerin. Die hätten wohl wenigstens klar stellen können, wie schnell ein Gleiter mit 15 PS fährt. Und was es für einen Unterschied macht, wenn man mit 40 statt mit 20 km/h gegen eine Spundwand knallt.

Aber der Zug ist wohl raus. Man kann jetzt seine Hoffnung höchstens auf die Evaluierung nach 3 Jahren setzen (oder auf die Trägheit der Verwaltung beim Umsetzen der neuen Bestimmungen). Aber selbst wenn sich dann negative Auswirkungen herausstellen, wird man die neue Regelung schwer zurücknehmen können. Man denke nur an die Leute, die sich bis dahin 15-PS-Boote angeschafft haben, aber keinen Führerschein besitzen. Die werden Sturm laufen! Abgesehen davon ist so eine Überprüfung gar nicht so einfach, weil es meines Wissens im Wassersportbereich keine vernünftigen Unfallerhebungen gibt.

In einem Punkt muss ich übrigens Abbitte tun: Die FDP ist es (diesmal) nicht gewesen. Patrick Döring, verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, schrieb:

Die FDP-Bundestagsfraktion hat sich im Rahmen der Abstimmung des Koalitionsantrages, wie in unserem Positionspapier vom April letzten Jahres ausgeführt, für eine Übernahme der niederländischen Regelung ausgesprochen.

Aber die Koalitionsdisziplin wollte es anders:

Doch angesichts des Widerstandes einiger Verbände, des Bundesverkehrsministeriums und einiger Teile der CDU/CSU einigten wir uns auf den Kompromiss einer Erhöhung der PS-Grenze auf 15 PS. 

Weiter schreibt er:

In der Anhörung des Verkehrsausschusses am 18.01. erklärten u.a. ADAC und Wasserschutzpolizei, dass die von Ihnen beschriebenen Gleitboote mit einem 15 PS Motor etwa 25 km/h schnell wären.

Seltsam. Hätte man das nicht noch wenigstens ein bisschen, ein ganz kleines bisschen, prüfen können? Werden unsere Gesetze eigentlich immer auf so unsolider Informationsbasis beschlossen?

Und wo bleibt das Positive? Überrascht hat mich, dass (bis auf die Grünen – aber da kommt sicher noch was) alle Fraktionen qualifiziert auf mein Paper eingegangen sind. Hier habe ich die Antworten in einem PDF zusammengestellt.

Für mich ist die Sache aber noch nicht ganz zu Ende. Ich hätte da nämlich noch ein paar Fragen …

Weitere Quellen:

Bis 15 PS führerscheinfrei?

Januar 20th, 2012

Die Presse berichtet von Plänen, den Wassersport zu deregulieren, z.B. hier. Hauptvorschlag: die Leistungsgrenze, von der an ein Motorbootführerschein vorgeschrieben ist, soll erhöht werden. Von jetzt 5 PS auf 15 PS.

Es ist sicher nicht schlecht, unnötige Regulierungen im Wassersport zurückzunehmen. Z.B. wäre es eine gute Idee, wenn die überflüssige Kennzeichenpflicht für Sportboote wieder aufgehoben würde. Das Beispiel Holland zeigt, dass man bestens ohne auskommt.

Aber ausgerechnet die PS-Grenze heraufsetzen? Das ist idiotisch. Zunächst einmal ist es kurios, dass der Gesetzgeber sich an der veralteten Einheit PS orientieren soll, statt an den seit den 1970er Jahren weltweit verbindlichen SI-Einheiten. Das  wirft ein Schlaglicht auf die technische Einfalt derjenigen, die den Vorschlag erarbeitet haben. Viel wichtiger ist aber: Die Gefährlichkeit eines Fahrzeugs, auch eines Wasserfahrzeugs, hat nichts mit der Leistung zu tun! (Egal ob man sie nun in kW misst oder in PS.) Entscheidend ist die Geschwindigkeit! Ein  bisschen Physik für Politiker:

In Worten: Die Bewegungsenergie ist gleich dem Produkt aus halber Masse und dem Quadrat der Geschwindigkeit. Ein Rechenbeispiel: Die kinetische Energie eines gleitfähigen Motorboots, das z.B. 300 kg wiegt, und mit seinem 15-PS-Außenborder 40 km/h schnell fährt, beträgt 18.500 Nm (Newton mal Meter). Zum Vergleich: Die Verdränger-Sloep mit 30 PS, die 1.000 kg wiegt und mit  12 km/h fährt, hat eine Bewegungsenergie von 5.500 Nm. Weniger als ein Drittel! Für welches Boot sollte man wohl eher einen Führerschein vorschreiben, liebe Politiker?

Wer bezweifelt, dass ein Motorboot mit 15 PS überhaupt so schnell fahren kann, kann sich ja mal ein paar Videos reinziehen. Z.B. dieses oder dieses.

Die holländischen Kollegen haben im Physik-Unterricht besser aufgepasst. Dort sind alle Boote mit einer Höchstgeschwindigkeit von weniger als 20 km/h führerscheinfrei. Das macht Sinn!

Nun, eine Hoffnung bleibt: Der 15 PS-Vorschlag wird offenbar vor allem von der FDP gefördert. Und die Kanzlerin hat immerhin Physik studiert. Vielleicht gibt sie ihrem Koalitionspartner mal wieder ein bisschen Nachhilfe.

Update 22.01.:
Ich habe ein Paper an den Verkehrsausschuss des Bundestags geschickt: http://dl.dropbox.com/u/23667419/Geschwindigkeitsgrenze_statt_PS-Grenze.pdf

Gefangen im Packeis

Januar 16th, 2012

Samstag vormittag. Das Eis der Regenpfützen in der Marina Niederlehme knirscht unter den Bootsschuhen. Wir bunkern, was man für eine professionelle winterliche Bootsexpedition braucht: Kaffepads, Schokokekse, Spaghetti. Dann geht es los. Auf der Dahme begegnen wir noch einigen Kohleschubern, auf dem Seddinsee sind wir dann schon allein. Später kommen uns noch ein paar unverwüstliche Paddler und die Wasserschutzpolizei entgegen, aber keine einzige Yacht.

Allein auf dem Wasser im Januar

Allein auf dem Wasser im Januar

Wir biegen vom Flakensee auf die Löcknitz und fahren bei strahlender Wintersonne weiter nordostwärts. Am Ende des Möllensees, am äußersten Rand der Zivilisation, fällt nachmittags der Anker.  Der UMTS-Stick sucht vergeblich nach einer Verbindung. Kein Netz.

Ankern am Rande der Zivilisation

Ankern am Rande der Zivilisation

Bald wird es dunkel. Es wird kälter. Es ist still. Nur das Fauchen der Zentralheizung ist gelegentlich zu hören. Es ist sternenklar. Der Wetterbericht kündigt -3 °C Frühtemperatur an. Um sicher zu gehen, lassen wir auch in der Nacht noch einmal für zwei Stunden den Generator laufen; denn wir wollen auf jeden Fall vermeiden, dass die Heizung wegen Spannungsabfall aussteigt. Gegen 4:00 Uhr hören wir es das erste Mal: Rummms! Wer da? Kniiirsch. Das Mondlicht zeigt: Eine dünne Eisdecke umgibt das Schiff. Gut zu wissen, dass der Rumpf aus 5 mm starkem Stahl besteht. Wir schlafen weiter.

Ankerbucht auf dem Möllensee

Ankerbucht auf dem Möllensee

Als am Sonntag morgen die Sonne über den kahlen Bäumen aufgeht, sehen wir, dass unsere Ankerbucht zugefroren ist. Andere Stellen des Möllensees sind noch frei. Das Boot ist reifbedeckt. Es ist schön, im winterlichen Morgenlicht so ganz allein auf dem See. Wir frühstücken im warmen Salon. Gute Idee, das mit der Fußbodenheizung!

Wintermorgen auf dem See

Wintermorgen auf dem See

Dann Anker auf und vorsichtig den Hebel nach vorne geschoben. Der Stahlrumpf der Anna K. schiebt sich durch die dünne Eisdecke. Erstaunliche Geräusche! Ein Stück weit freies Wasser, dann wieder Eis. Ich doziere: Wegen der Wärmestrahlung wird eine freie Seefläche schneller zufrieren. Auf schmalen Kanälen wird das Wasser noch frei sein, weil hier Bäume die Abstrahlung behindern. (So wie die Autoscheibe, die in Richtung eines Gebäudes ausgerichtet ist, nicht so schnell vereist.) Als wir aber in den Verbindungskanal zum Peetzsee einfahren, ist dort das Eis dicker als irgendwo sonst. Die Löcknitz weiter unten hat das mit der Wärmestrahlung besser begriffen. Sie ist weitgehend frei. Ab Flakensee kein Eis mehr.

Wir fahren auf der  Müggelspree westwärts. Um die Mittagszeit sind wir das einzige Boot auf dem gesamten Müggelsee. Dort sind die Fahrwassertonnen im Winter nicht vorhanden, aber das kenne ich: Den Brauereischornstein auf der anderen Seiten anpeilen. Als wir in Niederlehme ankommen, steht die Sonne schon wieder dicht über den Baumwipfeln. Das Boot wird winterfest vertäut und die Heizung auf Frostschutz heruntergeregelt. Boot fahren im Winter? Cool! (Nicht kalt.)

Mehr Fotos zu unserem kleinen Wintertörn gibt es hier, und ein Video vom Fahren durchs Eis habe ich auf Youtube hochgeladen. (Unbedingt mit Ton abspielen!)