Berlin ist dicht

April 12th, 2012

Die Spree-Oder-Wasserstraße von km 12,01 bis km 17,8 (das ist die Berliner Stadtspree zwischen Lessingbrücke und Mühlendammschleuse) darf bis auf Weiteres nur von Wasserfahrzeugen mit in Betrieb gesetztem Funkgerät befahren werden. Das bedeutet de facto eine Sperrung für Charterboote. (Schifffahrtspolizeiliche Anordnung)

Da der Landwehrkanal aufgrund seiner jahrzehntelangen Vernachlässigung baufällig ist und nur noch in Ost-West-Richtung befahren werden kann, führt der einzige Weg von der Havel ins südöstliche Brandenburg (Dahme-, Storkower und Teupitzer Gewässer) jetzt über den Teltowkanal südlich an Berlin vorbei. Zurück kann man über den Landwehrkanal durch die Stadt.

Mit de-facto-Sperrungen für Charterboote oder Sportboote überhaupt ist das Berliner WSA immer schnell bei der Hand. Es würde uns nicht wundern, wenn das auf lange Sicht auf eine Vollsperrung der Stadtspree für Sportboote hinauslaufen würde. Die Ausflugsschiff-Lobby wäre davon gewiss begeistert. Dann würde die Stadtspree endlich ihnen gehören.

Das ist einerseits ärgerlich; denn das WSA sollte die Wasserstraßen lieber erhalten als sie zu sperren, weil sie baufällig werden. Auf der anderen Seite: Seien wir ehrlich. Es ist schon seit längerer Zeit kein Vergnügen mehr, auf der Spree durch die Berliner Innenstadt zu fahren. Es ist einfach zu viel Verkehr und manche Dampferkapitäne haben eine seltsame Vorstellung von gegenseitiger Rücksichtnahme. Es ist stressiger, mit dem Boot vom Haus der Kulturen zur Mühlendammschleuse zu fahren, als mit dem Auto im Berufsverkehr vom Alexanderplatz zum Bahnhof  Zoo.

Das müssen wir uns nicht antun. Es gibt zum Glück in unserem Revier noch reichlich Wasserstraßen, auf denen man ruhig und entspannt Boot fahren und ohne Stress die Umgebung genießen kann.

Eine Übersicht über aktuelle Sperrungen, die etwas leichter zu verstehen ist als die Meldungen bei elwis, hat der Quick-Maritim-Verlag.

Logbücher

April 9th, 2012

Auf allen unseren Booten liegen Logbücher bereit. Jeder nutzt sie auf seine Weise: manche notieren nur in Stichworten ihre Route, andere schreiben ausführlich über ihre Erlebnisse und wieder andere fügen sogar mal ein Gedicht bei. Besonderen Spaß macht es immer, wenn die Kinder Zeichnungen beigesteuert haben.

Jeder nutzt sie auf seine Weise: die Logbücher

Jeder nutzt sie auf seine Weise: die Logbücher

Jeder und jede kann in die Logbücher schreiben, was er oder sie möchte oder kann es auch lassen. Wir freuen uns aber immer über fleißige Logbuchschreiber. Nicht nur deshalb, weil (meistens 🙂 ) nette Sachen drin stehen, sondern auch wegen der Informationen. Jeden Winter brüten wir nämlich über den Logbüchern und werten sie systematisch aus: Ist das Restaurant A zu empfehlen?  Ist der Hafenmeister in B freundlich oder ein Ekel?  An welchen Schleusen gibt es im Hochsommer Wartezeiten?

So etwas saugen wir auf wie ein trockener Schwamm und geben es dann in unseren Törnvorschlägen weiter, die jeder Gast vor seinem Charterurlaub zugeschickt kriegt. So funktionieren die Logbücher wie das Motto dieses Blogs: Von Bootfahrern für Bootfahrer.

Ganz schön happig?

April 6th, 2012

Auch bei uns kann man ohne Sportbootführerschein eine Yacht chartern. Anna Blume, Edmond Dantès, Piet Hein und Don Giovanni können auch mit dem so genannten Charterschein gefahren werden. Ausgenommen davon sind nur das größte (Anna Karenina) und das kleinste unserer Boote (Lucia).

Was ist ein Charterschein? Das ist die Erlaubnis, für einen begrenzten Zeitraum in einem begrenzten Gebiet eine Charteryacht zu führen. Der Charterschein wird vom Charterunternehmen ausgestellt, nachdem – und jetzt kommt’s – eine mindestens dreistündige Einweisung in Theorie und Praxis des Bootfahrens erfolgt ist. So schreibt der Gesetzgeber es vor. Und so machen wir das auch. Bei uns wird mit dem gecharterten Boot geübt, bis der Gast es sicher führen kann. Günter lässt keinen aus dem Hafen, der nicht weiß, was er tut.

Natürlich machen wir das aus eigenem Interesse. Erstens sind uns unsere Boote lieb und teuer (!), zweitens wollen wir, dass unseren Gästen die Freude am Bootfahren nicht durch hässliche Erlebnisse vergällt wird. Denn wir möchten, dass sie wiederkommen, das zweite Mal – wer weiß? – vielleicht schon mit eigenem Führerschein.

Die Charterscheinausbildung  kostet bei uns 120.- €. Das ist rund das Doppelte davon, was viele Mitbewerber verlangen. „Ganz schön happig“ bemerkte schon mal jemand dazu. Was haben wir zu unserer Verteidigung zu sagen? Nun, man hat uns zugetragen, das mit den drei Stunden werde bei einigen Mitbewerbern nicht gar so eng gesehen. Mitunter soll die Einweisung sogar recht flüchtig erfolgen. Natürlich hoffen wir, dass das nur  Gerüchte ohne Hand und Fuß sind.

Unsere Einweisung jedenfalls ist ausführlich und erschöpfend. Wer bei uns den Charterschein gemacht hat, kennt die wichtigsten Regeln und kann das Boot navigieren. Das macht den Bootsurlaub entspannt und sorgt für Sicherheit auf dem Wasser. Und es ist sein Geld wert.

 

Lang genug getrödelt!

März 29th, 2012

Jetzt ist es amtlich: Noch in diesem Jahr soll der erste Spatenstich erfolgen. Und bis Ende 2013 soll der Lange Trödel, die direkte Verbindung vom Voßkanal zum Finowkanal, wieder schiffbar sein. Bis dahin muss der Lange Trödel ausgebaggert und es müssen drei Brücken und eine Schleuse (wieder auf-) gebaut werden. U.a. wird die Brücke über die L 21 in Liebenwalde (wieder!)  in eine Klappbrücke umgewandelt.  Ob das wirklich bis Ende 2013 klappt? Man wird sehen.

Jedenfalls besteht Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Immerhin wurde tatsächlich schon im Sommer 2011 der Werbellinkanal (wieder) bis zum Finowkanal verlängert. (Ich berichtete darüber.) Jetzt noch der Lange Trödel und man kann mit dem Boot zum Finowkanal oder zum Werbellinsee und muss dabei die HOW nur ein bzw. zwei Mal kreuzen. Ein echter Fortschritt.

Mehr darüber kann man auf der Website der „Wassertourismus-Initiative Nordbrandenburg“ nachlesen, deren Öffentlichkeitsarbeit allerdings eine Katastrophe ist. (Das merkt man nicht nur an der fehlerhaften Website, sondern auch daran, dass die Wiedereröffnung vom südlichen Teilabschnitt des Werbellinkanals seinerzeit weitgehend geheim gehalten wurde.)

Am Rande: Die vielen „wieders“ in diesem Text sollten einem vielleicht zu denken geben. Was man gar nicht erst vergammeln lässt (oder zerstört), muss man später nicht mit viel Aufwand wiederherstellen.

Update:
Auf Google Maps gibt’s ein neues Luftbild, auf dem das wieder hergestellte Teilstück des Werbellinkanals zu sehen ist. Eine kleine Freude im Nachhinein: Ich lag damals richtig mit meiner Vermutung über den Verlauf. Offensichtlich bleiben die Spuren zerstörter Wasserbauwerke im Luftbild noch lange gut erkennbar.

Frühling!

März 23rd, 2012

Endlich mal wieder ein schöner März! Bei dem Wetter macht das   Arbeiten an den Booten Spaß und man kommt gut voran. Don Giovanni spiegelt  in der Frühlingssonne, nur ein paar Lackschäden müssen noch ausgebessert werden. Die notwendigen Erneuerungen von Holzteilen sind schon seit dem Winter in Arbeit; denn der Don steht in der Werfthalle. Auch diese Arbeiten werden bis Ende des Monats abgeschlossen sein.

Bei Edmond ist das Teak-Schanzkleid geschliffen und neu eingelassen, der Rumpf ist weitgehend poliert. An Piet Hein wird ebenfalls noch fleißig  geputzt und poliert. Anna K. ist fertig. Sie startet am Wochenende schon zur ersten Charterfahrt (zum Winterpreis – früher Vogel frisst den Wurm!) Und Anna Blume? Ebenfalls fertig. Sie wird dieser Tage gekrant. Endlich geht’s wieder los!

Die Boote erwachen aus dem Winterschlaf

Die Boote erwachen aus dem Winterschlaf

Ostern ist falsch!

März 19th, 2012

Wer im Anna-Blume-Kalender schon mal eine Seite weitergeblättert hat, hat es vielleicht bereits gemerkt: Dort sind der 20. und 23. April als Feiertage markiert. Das ist falsch!

Ostern fällt dieses Jahr auf den 8./9. April. Feiertage sind folglich Karfreitag, der 6.4. und Ostermontag, der 9.4.

Ostern ist dieses Jahr früher!

Ostern ist dieses Jahr früher!

Die falschen Markierungen sind uns vom vergangenen Jahr durchgerutscht, als Karfreitag der vorletzte Freitag im April war. Wir bitten dafür um Entschuldigung! (Die anderen Feiertage sind – soweit ich es auf die Schnelle kontrollieren konnte – aber wohl richtig eingetragen.)

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März 13th, 2012

Mal eine kurze (Um-) frage. Bei Links halte ich es in diesem Blog normalerweise so, dass andere Artikel aus dem BLogbuch im selben Fenster bzw. Tab erscheinen, und externe in einem neu geöffneten. Ist das ok so oder soll ich es in Zukunft anders machen?


(Der kryptische Titel ist der html-Code dafür, dass eine verlinkte Seite in einem neuen Fenster erscheint.)

Facebook schon wieder

März 11th, 2012

Den Spruch mit den Fliegen kennt wohl jeder. Trotzdem: Bald eine Milliarde Nutzer, das ist schon was!

Ich gebe es zu. Trotz des eindeutigen Ergebnisses der Umfrage habe ich nach einer Weile wieder angefangen, mit facebook rumzumachen. Die meisten Posts sind zwar nur Hinweise auf neue Beiträge in diesem Blog, aber ein paar andere gibt es auch: Fotos oder kleine Begebenheiten, die für einen eigenen Blogbeitrag nicht schön oder wichtig genug waren. Kurzum, ich habe begonnen, facebook wie ein Zweitblog zu nutzen, ein B-Blog sozusagen.

Wer ohnehin bei facebook ist, kann ja mal reinschauen. Ich freue mich natürlich auch über Freundschaftsanfragen. Wer keinen Bock auf facebook hat, kann aber weiterhin sicher sein, nichts Wichtiges zu verpassen.

Und ich verspreche, es wird hier nie einen „Gefällt-mir“-Button geben.

ADS* bei MDB’s

März 7th, 2012

Auf meine erste Anfrage haben ja noch alle geantwortet. Und es wurden auch von allen – ansatzweise – Argumente vorgebracht. Damit war die Aufmerksamkeitsspanne einiger MdB’s aber wohl schon überbeansprucht. FDP und Linke haben auf meine Nachfrage überhaupt nicht mehr reagiert, die CDU hat etwas unkonzentriert und die Grünen haben (allerdings begründet) kurz geantwortet. Nur Hans-Joachim Hacker (SPD) ist explizit auf mein zweites Paper eingegangen. Ich dokumentiere das hier.

Ich fasse mal zusammen: Der Bundestag hat beschlossen, die Bundesregierung aufzufordern**, die Leistungsgrenze für führerscheinfreie Boote von 5 auf 15 PS zu erhöhen,

• ohne die sicherheitstechnischen Folgen abschließend zu klären,
• ohne wirkliche Experten anzuhören,
• und ohne an einige wichtige Aspekte überhaupt nur zu denken.

Na gut, die Welt wird davon nicht untergehen. Es gibt wahrhaftig Wichtigeres als den Sportbootführerschein. Wenn ich aber dran denke, dass bei Themen, von denen ich nichts verstehe (sagen wir z.B. Gentechnik oder Finanztransaktionen), womöglich auf ebenso unzureichender Grundlage entschieden wird, dann wird mir ganz flau.


* Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom

** Tatsächlich ist die Erhöhung als solche noch nicht beschlossen, sondern nur die Regierung aufgefordert worden, eine entsprechende Gesetzesvorlage vorzubereiten. Es gibt also noch etwas Hoffnung. Der beschlossene Antrag ist hier zu lesen.


Einwegfahrten

März 4th, 2012

Gelegentlich werden wir nach Einwegfahrten gefragt. Vor allem Gäste, die mit dem Wasserwandern auf Binnengewässern wenig Erfahrung haben, stellen es sich manchmal langweilig vor, zweimal (fast) die gleiche Strecke zu fahren. Die Meisten machen dann aber die Erfahrung, dass auf der Rückfahrt doch alles ganz anders aussieht als bei der Hinfahrt.

Es gibt aber einen echten Vorteil der Einwegfahrten, den z.B. JUG in seinem Kommentar angesprochen hat: Man kommt weiter, kann neue Reviere erkunden. Wir haben deshalb schon vor einigen Jahren intensiv darüber nachgedacht, ob wir auch Einwegfahrten anbieten sollen.

Der Rücktransfer der Gäste vom Zielort zum Ausgangspunkt wäre wohl keine besondere Schwierigkeit. Bei geeigneter Zielwahl kann man das in der Tat mit Öffis ganz gut hinkriegen. Außerdem gibt es private Dienstleister, und viele Chartergäste haben sowieso zwei Autos zur Verfügung, die sie vor der Charter auf Start- und Zielort verteilen könnten. Die Entfernungen sind ja auch nicht so groß – schon gar nicht auf der Havel, die bekanntlich in einer praktischen U-Form durch Nordostdeutschland fließt.

Ein Problem sind dagegen die Übergaben der Boote. Günter kann sich nicht zerreißen. Wir bräuchten also einen zuverlässigen Partner am Zielort. Und das  ist nicht so einfach, jedenfalls dann nicht, wenn man annähernd die gleiche Qualität bieten will.  Außerdem bräuchte man einen zweiten Lagerplatz für Bettwäsche, Handtücher etc.

Am Wichtigsten ist aber Folgendes: Wir wissen nicht vorher, welcher Gast für wann eine Einwegfahrt oder eine normale Charter buchen wird. Wir könnten also auch nicht vorher sagen, wo das Boot zu einem bestimmten Zeitpunkt liegt. Die Chartergäste wüssten beim Buchen noch nicht, ob sie das Boot in Mildenberg oder am Zielort übernehmen. Das würde kaum jemand akzeptieren.

Deshalb wird es bei uns keine Einwegfahrten geben. Die sind nur etwas für größere Firmen mit einem relativ einheitlichen Bootsbestand. Wenn ich beispielsweise ein Dutzend 10-m-Pedros in meiner Flotte habe, kann ich immer ziemlich sicher sein, dass mindestens eine auch gerade am gewünschten Ausgangsort ist. Ob die Gäste dann die „Dorothea“ oder die „Hannelore“ bekommen, ist offen, aber auch egal, da die Boote eh gleich sind.

Bei unserer kleinen individuellen Flotte geht das natürlich nicht. Wer Anna Karenina bucht, muss auch Anna Karenina bekommen. Entweder eine kleine Flotte mit charaktervollen Booten oder Einwegcharter. Beides zusammen geht nicht.

Vielleicht ein Trost: Auch bei den großen Firmen kosten Einwegfahrten einen saftigen Aufpreis (übrigens nachvollziehbar, Gründe siehe oben). Für das Geld kann man sich schon fast ein paar Tage mehr Charter leisten – und dann auch weiter ins Unbekannte vorstoßen.

Eine Einwegfahrt haben wir übrigens doch im Angebot: Die Große Runde.